Gemeinsame Tochter Videotel liquidiert Telekom und Axel Springer AG gehen getrennte Online-Wege

19.08.1994

HAMBURG (gh) - Heimlich, still und leise haben der Axel Springer Verlag und die Telekom ihre gemeinsamen Plaene in Sachen Online- Dienste zu Grabe getragen. Das vor rund zwei Jahren gegruendete Joint-venture-Unternehmen Videotel Infoservice GmbH, das via Datex-J Services wie Restaurant- und Theaterreservierungen vermarkten sollte, wurde jetzt ueberraschend liquidiert und abgewickelt.

So richtig einzuordnen in die gegenwaertige Information-Highway- und Video-on-demand-Euphorie ist die Entscheidung beider Unternehmen nach Auffassung von Experten nicht. Dies um so mehr, als Marktforscher noch vor Jahresfrist interaktiven Online- Diensten fuer private Haushalte hervorragende Aussichten prognostizierten.

"Die Entwicklungsgesellschaft Videotel hat nach zweijaehriger Projektphase ihre Aufgabenstellung erfuellt", heisst es lapidar in einer Stellungnahme der Telekom zum Ende des 15-Millionen-Mark teuren Joint-ventures, dem sich mit dem Outsourcing-Spezialisten EDS zwischenzeitlich noch ein dritter Gesellschafter angeschlossen hatte. Zwischen den Gesellschaftern bestehe Uebereinstimmung darin, dass "der Markteintritt mit interaktiven Online-Angeboten schneller und flexibler erfolgen kann, wenn die Leistungen vom jeweiligen Stammhaus selbst realisiert werden".

Insider fuehren diese nach aussen hin ueberraschende Entscheidung auf mittlerweile geaenderte Plaene in der Axel-Springer- und der Telekom-Chefetage zurueck. Waehrend das Hamburger Verlagshaus im Zuge eigener Konsolidierungsmassnahmen sein Videotel-Engagement von 51 Prozent auf einen Anteil von zehn Prozent zurueckschrauben wollte, konzentrieren die Mannen um Helmut Ricke ihr Engagement in Sachen Entertainment auf die zusammen mit Bertelsmann und der Kirch-Gruppe gegruendete Media Service GmbH. Zudem kann der lange Zeit kraenkelnde Datex-J-Dienst der Bonner seit geraumer Zeit deutliche Zuwaechse verzeichnen.