IT in der öffentlichen Verwaltung/

Geld- und lebenserhaltende Maßnahmen

17.05.1996

Wenn sich die Leute von McKinsey et al. in Rathäusern und Kirchenverwaltungen tummeln, dann muß Feuer unter'm Dach sein. Seit einigen Jahren schon sind die Berater im Auftrag des Bundesrechnungshofs unterwegs und versuchen dem Amtsschimmel Beine zu machen, mit wechselndem Erfolg. Für Non-Profit-Organisationen gelten "besondere Geschäftsbedingungen" (Seite 34) und andere Regeln, die es so ohne weiteres nicht gestatten, den Dienst am Bürger, für Gott und den Staat nach Gesichtspunkten eines gewinnorientierten Dienstleistungsunternehmens zu optimieren.

Das demokratische Dienstleistungsideal, wie es den öffentlichen Verwaltern gepredigt wird, erscheint nach erfolgreicher Systemeinführung bisweilen doch wieder als das alte Gängelband, dem sich beispielsweise der automobile Bürger fügt - kontostandsabhängig allerdings (Seite 36).

Fügen müssen sich auch untergeordnete Verwaltungseinheiten, wenn Bund und Länder Aufgaben beispielsweise an Kommunen delegieren. Erster Schritt muß die exakte Berechnung von Leistungen und Kosten sein, will ein mit Zusatzarbeiten Belasteter erfolgreich argumentieren und agieren. Aber kamerales Rechnungswesen und Ergebnisrechnung, wie sie in der Wirtschaft gebräuchlich ist, müssen sich nicht ausschließen. In Unna beispielsweise werden bestimmte Fachbereiche lediglich nach ihren betriebswirtschaftlichen Ergebnissen beurteilt (Seite 44).

Die meisten Beispiele von IT-Einsatz in öffentlichen Verwaltungen (Seite 41) und Institutionen (Seite 37) gehören zur Zeit schlicht zum symptomatischen Formenkreis der Schlankheits- und Fitneß-Epidemie, wie sie ja auch in der Wirtschaft grassiert. Wie einst im absolutistischen Staat die Kameralwissenschaften in erster Linie der Sicherung der Staatsfinanzen zu dienen hatten, so soll heute DV-gestütztes Controlling oder ein umfassendes Dokumenten-Management-System die Ware Information in klingende Münze für ein ganzes Bundesland transformieren (Seite 37).

Harte Zeiten, harte Forderungen: Geld oder Leben! Nein, so hart nun auch wieder nicht: Das Land Hessen ist vorangegangen mit der Pilotinstallation (Seite 40) eines Informations- und Management-Systems für den Arbeits- und Umweltschutz: Chemieunfälle beispielsweise sind via Datenbank und durch Einsatz der hessischen Arbeitsschützer jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit und be- weiskräftig ihren Verursachern zuzuordnen. Ein wichtiges Tool für die Gewerbeaufsicht und den Bürger, der - wenn auch finanziell geschröpft - wenigstens frische Luft schnappen will.