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Bradley Manning

Geisteszustand von Wikileaks-"Maulwurf" wird untersucht

20.04.2011
Der im US-Militärhaft sitzende mutmaßliche Wikileaks-"Maulwurf" Bradley Manning wird nach Angaben des Verteidigungsministeriums auf seinen Geisteszustand untersucht.

Man prüfe, ob Manning fit für ein Gerichtsverfahren ist, teilten Pentagon-Beamte am Dienstag in Washington mit. Außerdem werde der 23-jährige Soldat, der die Enthüllungs-Plattform Wikileaks mit geheimen Informationen versorgt haben soll, in Kürze ein anderes Militärgefängnis im Bundesstaat Kansas verlegt. Er sitzt seit Juli vergangenen Jahres in Virginia ein und wartet auf seinen Prozess.

Manning hatte sich unlängst über Schikanen in der Haft beklagt. Er werde gezwungen, sich jeden Abend komplett auszuziehen. Er müsse vor Gefängniswärtern nackt strammstehen. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte von "unmenschlicher Behandlung" Mannings gesprochen. Das Pentagon wies die Vorwürfe strikt zurück. Manning werde nicht anders behandelt als andere Häftlinge.

Die Militärstaatsanwaltschaft wirft dem Gefreiten Manning mehr als 20 Anklagepunkt vor - darunter ist nach US-Medienberichten auch der Vorwurf der "Kollaboration mit dem Feind". Im Falle einer Verurteilung droht dem Gefreiten die Todesstrafe. Die Militärstaatsanwaltschaft habe aber bereits klar gemacht, dass sie die Höchststrafe nicht fordern wolle, heißt es. Die Veröffentlichung vertraulicher Diplomatendepeschen durch die Enthüllungs-Plattform Wikileaks stellte für die US-Regierung eine erhebliche Peinlichkeit dar.

Manning soll bereits in Kürze in eine neue Haftanstalt bei Leavenworth in Kansas gebracht werden, sagten Pentagonbeamte. Diese sei besser geeignet als das Militärgefängnis auf dem Stützpunkt Quantico in Virginia.

Das Pentagon betrachtet Manning als einen Verräter. Der Geheimdienst-Analyst hatte während seiner Dienstzeit im Irak Zugang zu Hunderttausenden vertraulichen Dokumenten. Offiziell erhoben die Militärs zunächst lediglich Anklage wegen eines Videos, mit dem Wikileaks weltweit Aufsehen erregt hatte, weil es einen brutalen, tödlichen Hubschrauberangriff auf Zivilisten im Irak zeigte. Zudem wird Manning den Angaben zufolge angelastet, sich 150 000 geheime Depeschen des US-Außenministeriums beschafft zu haben. Viele davon wurden mittlerweile auch veröffentlicht. (dpa/ajf)