Google sieht alles

Geiselnehmerin via Street View und Handy überführt

12.01.2009
In den USA hat ein Polizist einen Kriminalfall aus der Ferne gelöst, indem er den Ort einer Entführung übers Internet ausspionierte. Dafür glich er die ungenauen Standortdaten vom Handy des Opfers mit den frei verfügbaren Fotos und Satellitenaufnahmen von Google ab.

Die Standort-Informationen aus dem Mobilfunknetz lassen sich mit Google nicht nur zu einem Alptraum von Datenschützern kombinieren, sie können auch Kriminalfälle lösen. Davon berichtet der Suchmaschinenbetreiber in seinem Blog. Im US-Bundestaat Massachusetts hatte eine Großmutter ihre Enkeltochter entführt. Doch die Polizei ihrer Heimatstadt konnte die kleine Natalie über ihr Handy lokalisieren und den weit entfernten Ort der Entführung über das Internet ausspionieren. Dazu nutzen sie Fotos von Google Street View und mussten zur Verhaftung nur noch Kollegen in das Motel mit dem roten Dach schicken.

Kann trotz Bedenken von Datenschützern auch nützlich sein: Google Street View.
Kann trotz Bedenken von Datenschützern auch nützlich sein: Google Street View.
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Die Story, die Google in der Lokalzeitung Worcester Telegram & Gazette fand, könnte aus einer amerikanischen Krimiserie stammen: Oma Rose holt die kleine Natalie am Samstag in Athol, Massachusetts, ab. Dabei murmelt sie, dass ihre Familie das Mädchen vielleicht nie wieder sehen wird. Besorgte Freunde arlamieren die Polizei, doch Police Officer Todd Neale kann den Kontakt zu dem Entführungsopfer nur über das Handy der Neunjährigen aufnehmen. Auch die Großmutter spricht über das Mobiltelefon mit der Polizei, aber sie lässt sich nicht zum Aufgeben bewegen. Kreuz und quer flüchtet sie mit ihrer Enkelin weiter durchs Land.

Nach drei Tagen schnappt die Falle zu, am Dienstag um 16.15 Uhr Ortszeit. Todd Neale hat sich die Standortdaten des Handys übermitteln lassen, wozu die Netzbetreiber seit 2005 verpflichtet sind, doch die Informationen sind nicht genau. Der Police Officer schaltet daraufhin den Deputy Fire Chief Thomas V. Lozier ein, der über "erhebliche Erfahrung im Umgang mit GPS-Technik" verfügt, und der Feuerwehrmann hat die richtige Idee. Das Kind muss in einem Hundertmeter-Umkreis um eine Ausfahrt der Virginia Route 11, in der Nähe der Interstate 81, gefangen sein. Das liegt in Virginia, doch seine Retter sitzen in Massachusetts.

Mit Google Street View schauen sie den Ort der Entführung genauer an und entdecken ein langes Gebäude mit einem roten Dach. Nur dort kann das Mädchen gefangen sein. Eine Recherche in der Suchmaschine von Google ergibt, dass es sich um das Budget Inn Motel im Örtchen Natural Bridge handelt. Der Vergleich mit den Satellitenaufnahmen von Google Earth bestätigt die Vermutung. Der Police Officer und der Deputy Fire Chief kontaktieren daraufhin die Virginia State Police. Durch die übermittelten Informationen kann die Polizei die Entführer-Oma sofort finden und das Kind befreien.

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