Studie prognostiziert weiterhin IT-Fachkräftemangel

Gehälter von E-Commerce-Profis werden rasant nach oben gehen

30.06.2000
MÜNCHEN (CW) - Der Mangel an Computer- und Internet-Spezialisten wird das Wachstum der digitalen Ökonomie weltweit bremsen. 88 Prozent von europäischen und US-Managern gaben in einer Studie an, dass es schon heute sehr schwierig sei, geeignetes IT-Fachpersonal zu rekrutieren. Personalberater und IT-Dienstleister veranstalten eine regelrechte Jagd auf Experten in ganz Europa.

Andersen Consulting und Spectrum Strategy Consultants befragten 160 Vorstände und Wirtschaftsexperten in Europa - hier schwerpunktmäßig England - und den USA unter anderem zu ihrem Personalbedarf und ihren Rekrutierungsstrategien. Die Studie geht davon aus, dass bis zum Jahre 2002 europaweit etwa drei Millionen Internet-Arbeitsplätze entstehen sollen.

Der Mangel an Personal bremst das Wachstum des E-Business. Allein der britischen Wirtschaft, so die Untersuchung, würden bis zum Jahr 2003 etwa 80 000 IT-Fachleute fehlen. Dabei werde die Internet-Ökonomie für einen lang anhaltenden Aufschwung sorgen. Die Spektrum-Geschäftsführerin und Mitherausgeberin der Studie Janice Hughes, meint: "Das Web hat in den USA entscheidend dazu beigetragen, die Inflationsrate um 0,7 Prozent zu reduzieren." Hughes geht davon aus, dass bis zum Jahr 2010 rund zehn Millionen Menschen in den wichtigsten europäischen Industrienationen und den USA direkt oder indirekt von der Internet-Ökonomie abhängig sein werden. Erfolgreich würden dabei die Unternehmen sein, die sich "mit Lichtgeschwindigkeit nach vorn bewegen und Wachstum durch Kreativität, Jugendlichkeit und Dynamik generieren".

Englische Web-Spezialisten sind TopverdienerDie Firmen suchen vor allem so genannte phd, was neuerdings die Abkürzung für "passionate, hungry and determined" ist. Gemeint sind junge Leute, die passioniert, hungrig nach Herausforderungen und zielorientiert sind, die Uni im Schweinsgalopp abschließen und möglichst früh Erfahrungen in IT-Unternehmen sammeln. Diese Klientel sei allerdings rar gesät und habe ihren Preis, stellen die Herausgeber der Studie fest. So verdienen Web-Design-Spezialisten oder E-Commerce-Berater in England zwischen 165000 und 265000 Mark. Hinzu kämen die fast zum Standard gehörenden Aktienoptionen, die bei Startups besonders beliebt seien. Zu Recht befürchten die großen Firmen der Old Economy einen weiteren Mitarbeiterschwund in ihren IT-Abteilungen. 70 Prozent der Befragten verlangen daher vom Staat ein größeres Engagement bei der Ausbildung des Nachwuchses in Richtung Informationsgesellschaft.