Verspätung bei Netscape und Microsoft

Gegner im Browser-Krieg legen Erschöpfungspause ein

07.02.1997

Die extrem kurzen Update-Zyklen bei Internet-Software, die den Begriff der "Web-Zeit" aufkommen ließen, macht den beiden Hauptanbietern von Web-Clients zu schaffen. Die jeweils angekündigten kurzen Abstände zwischen neuen Programmversionen lassen sich immer schwieriger einhalten, da die Produkte immer umfangreicher werden. Zudem belastet die Hersteller die Verpflichtung zur Abwärtskompatibilität zu Vorgängerversionen.

Netscape verschob den Fertigstellungstermin für den "Communicator" von ursprünglich Ende 1996 auf das zweite Quartal 1997. Bei Microsofts "Internet Explorer 4.0" sieht es noch schlechter aus: Von dem Ende 1996 geplanten Browser kann die Gates-Company im Gegensatz zu Netscape bisher nicht einmal eine Betaversion vorweisen. Wahrscheinlich verschiebt sich der Termin bis nach dem Sommer.

Während sich Anwender über allzu große Verspätung von Software ärgern - Extrembeispiel Windows 95 - sind sie bei Browsern eher erleichtert. Web-Anbieter haben ohnehin alle Mühe, ihre Inhalte auf die verschiedenen Web-Clients abzustimmen. Ein Versionswechsel zum von den beiden Rivalen ursprünglich geplanten Termin würde die meisten Anwender erneut unter Zugzwang bringen und ihnen die Zeit zur Konsolidierung ihrer Seiten rauben. Aber selbst in Intranets, wo Unternehmen normalerweise auf einen Browser standardisieren, haben es viele Anwender noch nicht geschafft, auf allen Arbeitsplätzen die neueste Version der Web-Software einzurichten. Den meisten dieser Firmen kommt die Verspätung von Netscape und Microsoft gelegen.

Froh über die Verschnaufpause sind auch die wenigen verbliebenen Nischenanbieter bei Web-Browsern. So versucht beispielsweise das kleine norwegische Softwarehaus Opera http://opera.nta.no , mit seinem schlanken Web-Front-end Fuß zu fassen. Die skandinavischen Programmierer hoffen, daß Anwender die Software wegen ihres geringen Ressourcenbedarfs der Fatware ihrer übermächtigen Konkurrenz vorziehen.