Gegenwind fuer "Abkassierer" Telekom wird staerker Differenzierte Gebuehren fuer die Online-Anwender bleiben fraglich

13.10.1995

MUENCHEN (CW) - Der Streit um die neuen Telefongebuehren der Telekom, manche Kritiker bezeichnen den Carrier bereits als modernen Wegelagerer am Rande der Information-Highways, tritt in eine neue Runde: Der Deutsche Industrie und Handelstag (DIHT) hat von dem Bonner Carrier Preissenkungen fuer die zahlreichen Online- Kunden gefordert.

Der DIHT erklaerte seine Forderung damit, dass die Vision einer modernen Informationsgesellschaft nicht durch ueberzogene Gebuehren, wie sie der Bonner Carrier ab Januar 1996 abkassieren will, konterkariert werden duerfte. Nach Berechnungen des DIHT steigen die Gebuehren fuer den Online-Nutzer kuenftig tagsueber um 109 Prozent, im sogenannten "Freizeittarif" schroepft der Carrier seine Kunden mit Entgelten, die um 150 Prozent gestiegen sind. Angesichts dieser Abkassiermentalitaet wies das Spitzenorgan der Industrie- und Handelskammern die Telekom auf die von Vorstandschef Ron Sommer versprochenen Preiszugestaendnisse hin.

Zwar arbeitet die Telekom eigenen Angaben zufolge an entsprechenden Modellen, um diese Klientel zu entlasten. Doch eine Loesung sei derzeit, wie das "Handelsblatt" berichtet, nicht in Sicht. Technisch gesehen scheitert eine differenzierte Tarifierung zwischen Online- und Telefonkunden derzeit noch an den analogen Vermittlungsstellen, die immer noch in grossem Masse genutzt werden. Bei den digitalen Ortsvermittlungen ist dagegen laut Handelsblatt eine solche Aufschluesselung bereits realisierbar. Damit duerfte ein differenziertes Tarifkonzept fuer die Online-User vorerst nur ein Wunschtraum bleiben, zumal dem Postminister noch kein geaendertes Tarifkonzept vorliegt.

Zudem lehnt der Verband der Postbenutzer eine solche Aufsplittung kategorisch ab, da sie einen Verstoss gegen den Gleichheitsgrundsatz darstelle. Der Verband will vielmehr die neue Beutelschneiderei in ihrer Gesamtheit kippen.