CW-Prognose

Gefragt ist die Quadratur des Kreises

10.01.2003

Allmählich mag es niemand mehr hören: Sparen, sparen, sparen - und immer an den Nutzen denken. Was heißt das für die CIOs? Ganz einfach: Sie sollten zwischen dem 29. und 30. Februar 2003 eindreiviertel Semester an der "Hogwarts School of IT and Wizardry" einschieben.

Die Aufgaben der Chief Information Officer erfordern heute Zauberkünste von Harry Potterscher Qualität: Die IT-Budgets sind geschrumpft und verharren auf niedrigem Niveau, doch der unternehmensweite Sparzwang fordert mehr informationstechnische Unterstützung denn je. Die Berater propagieren den strategischen Ansatz und empfehlen gleichzeitig eine Politik der kleinen Schritte. Der Vorstand fordert einen schnellen Return on Investment, will aber keineswegs auf langfristige IT-Planung verzichten.

Hinsichtlich der Kostendämpfung sind die IT-Chefs längst in die Offensive gegangen: Sie verhandeln Dienstleistungs- und Lizenzverträge neu, lagern Leistungen aus, die woanders billiger zu haben sind, oder lassen inhouse realisieren, was früher teuer eingekauft wurde. Sie verschieben nicht dringend notwendige Upgrades und Nice-to-have-Projekte, konsolidieren Rechnerlandschaften, Speicher-Management und Administration, teilen ihre Projekte in überschau- beziehungsweise finanzierbare Einheiten und so weiter.

Doch allmählich sind alle Systeme bereinigt, alle Verträge neu ausgehandelt, alle Einsparmöglichkeiten ausgeschöpft. Jetzt müssen die Unternehmen wieder darüber nachdenken, was sie eigentlich von ihrer IT erwarten und was diese benötigt, um die Erwartungen zu erfüllen. Da wird es uns nicht wundern, wenn wir die guten alten E-Business-Themen wiedersehen - angeführt von Multikanal-Integration und Kundenbindung, elektronischer Beschaffung und Supply-Chain-Management.

Aber was ist mit der Technik? Höchstwahrscheinlich werden wir erleben, wie sich bislang eher privat genutzte Devices - namentlich Mobiltelefone und PDAs - mehr und mehr in die Unternehmenssysteme einfügen. Auf dem Vormarsch ist auch die Open-Source-Software, vor allem auf der Entwicklungs-Tool- und Betriebssystem-Ebene.

Dem jüngsten Schlagzeilenfüller Web-Services hingegen stehen die CIOs mit großem Interesse, aber wenig Implementierungsdrang gegenüber. Das von Gartner so genannte "Gap Year" ist beendet, aber die "Lücke" bei den Anwendern schließt sich nur langsam. Es fehlt nicht nur an Geld, sondern auch an Euphorie; derzeit kühlen die Unternehmen immer noch die Finger, die sie sich im E-Hype verbrannt haben. Andererseits haben viele Anwender im E-Business mittlerweile aus den Fehlern gelernt und wichtige Erfahrungen gesammelt. Das Ende der E-Hysterie und die anschließende Ernüchterung hat ihnen geholfen, das Verhältnis von Aufwand und tatsächlichem Nutzen nüchterner zu beurteilen, so dass sie nun sehr viel besser wissen, wo sich Investititonen rechnen. (qua)