Gefragt: Controlling für Lieferketten

19.09.2006
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Ansätze sind vorhanden

Spätestens bei der Frage nach firmenübergreifenden Leistungsindikatoren driften Forschung und Unternehmenswirklichkeit auseinander. "Die Supply-Chain-Manager haben ein großes Interesse, mit den Partnern der Lieferkette zusammenzuarbeiten, doch Entscheidungen treffen sie dann lieber aus dem Bauch heraus", kommentiert Michael Karrer ein Ergebnis seiner Feldstudie. Karrer beschäftigt sich im Firmenbereich Nutzfahrzeug- und Sonderantriebstechnik des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen AG mit strategischer Logistik. Zuvor hatte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Duisburg-Essen Feldforschung in Sachen SCPM betrieben. Befragt wurden in der Studie "Performance Management in Supply Chains" Unternehmen aus der Automobil-, Konsumgüter- und Logistikbranche. Das Interessante dabei: Karrer sprach verschiedene Akteure an, die in einer Supply Chain zusammenwirken, zum Beispiel Fahrzeughersteller, deren Zulieferer und für diesen Industriezweig tätige Logistikspezialisten.

Der nicht repräsentativen Studie ist zu entnehmen, dass Firmen in Ansätzen durchaus SCPM betreiben. Dazu zählt etwa, wenn zwei Partner gemeinsam daran arbeiten, die Durchlaufzeiten innerhalb der gemeinsamen Lieferkette zu verkürzen, um flexibler auf Kundenbedarfe zu reagieren. Beispielsweise könnten ein Zulieferer und ein Abnehmer Daten zu ihren jeweiligen Lagerbeständen austauschen, um Doppelbestände und eine hohe Kapitalbindung in beiden Unternehmen zu vermeiden. Dazu müssen sich die Beteiligten auf verbindliche Leistungsindikatoren einigen und Informationen austauschen.

Wer das schon tut, stützt sich Karrer zufolge auf vergleichsweise simple IT-Lösungen: "Regelmäßige Reportings werden per E-Mail oder via Excel weitergegeben." Besser wäre es, wenn die Lieferanten- und Kundensysteme diese Daten automatisiert weitermelden könnten, was in der Praxis jedoch kaum geschieht: "Im Augenblick handelt es sich bei verwendeten Kennzahlen um rückblickende Werte."

Für den Mangel an aktuellen Daten macht Karrer jedoch nicht die IT verantwortlich. Vielmehr kämen steuerungsrelevante Kennzahlen deshalb nicht zustande, weil es den beteiligten Firmen oft nicht gelinge, sich abzustimmen. Hemmnisse seien hier persönliche Widerstände und Kommunikationsdefizite: Leute aus so unterschiedlichen Fachrichtungen wie etwa Logistiker, Einkäufer und Controller redeten schnell aneinander vorbei.

RFID könnte helfen

Schuldlos ist die IT aber nicht: Wie so oft verhindere Karrer zufolge auch hier die mangelnde Datenqualität eine realistische Sicht auf Abläufe. Eine Möglichkeit, das Niveau zu steigern, biete die Funktechnik RFID (Radio Frequency Identification). Würden damit angelieferte Produkte erfasst, ließen sich manuell verursachte Fehler vermeiden.