Kolumne

"Gefangen in der eigenen Zwickmühle"

23.04.1999

Ein wirklich hartes Geschäft: In den acht Jahren an der Compaq-Spitze verzehnfachte Eckhard Pfeiffer die Umsätze des texanischen PC-Herstellers. Trotzdem mußte der Manager am vergangenen Sonntag seinen Hut nehmen. Dabei dürfte das gemessen an den Erwartungen desaströse Ergebnis des ersten Quartals nur das auslösende Element für den Rausschmiß gewesen sein.

Wahrscheinlich hat sich Compaq-Chairman und Mitbegründer Ben Rosen insgeheim schon länger die Haare gerauft, wenn er die Entwicklung von Compaq mit der des Erzfeinds Dell verglich. So liegt die Börsenkapitalisierung des viel kleineren PC-Direktversenders aktuell bei 97 Milliarden Dollar, während es Compaq lediglich auf 40 Milliarden Dollar bringt. Als erfolgreicher Venture-Capital-Geber interessiert sich Rosen nicht für die von Pfeiffer ins Feld geführten Marktschwierigkeiten wie Preiskämpfe und nachlassende Nachfrage im PC-Geschäft - zumal letztere auch noch von der Konkurrenz in Abrede gestellt wird.

Trotz des unbestrittenen Erfolgs, den Pfeiffer Compaq in der Vergangenheit bescherte, sind das Unternehmen und der Markt, in dem es sich bewegt, nicht mehr die gleichen. Dazu haben die Direktversender, allen voran Dell und Gateway, aber auch Pfeiffer selbst durch die Übernahmen von Tandem und Digital beigetragen. Mit der Akquisition dieser zwei im Enterprise-Computing tätigen Firmen wollte der deutsche Manager Compaq zur kritischen Größe verhelfen und dem ruinösen Margenverfall im PC-Segment entziehen.

Mit dieser Strategie - zu der es keine Alternative gab - hat er sich einen Zwei-Fronten-Krieg eingehandelt. Auf der einen Seite wird er mit HP, IBM und Sun verglichen, andererseits muß er weiter im PC-Geschäft für Gewinne sorgen. Eine Mammut-Aufgabe, die von den kurzfristig denkenden Börsianern nicht anerkannt wird und die teilweise unsauber gelöst wurde - erkennbar am Eiertanz um den Direktvertrieb, der späten Auslagerung von Altavista und der schleppenden Einführung des Build-to-order-Konzepts. Hätte Peiffer sich auf die PC-Seite konzentriert, hätten Sun und Co. die Gelegenheit genutzt, um noch stärker in den Digital-Markt hineinzuverkaufen. Man darf gespannt sein, wie Pfeiffers Nachfolger den Konzern aus dieser Zwickmühle befreit.