Mit teuren Geräten den Unternehmensmarkt im Visier

Gedränge bei den Pocket PCs 2002

19.10.2001
MÜNCHEN (wm) - Am 4. Oktober hat Microsoft sein überarbeitetes PDA-Betriebssystem "Pocket PC 2002" in London und San Francisco offiziell vorgestellt. Interessanter als die kleinen Modifikationen der Software sind die vielen neuen Geräte, die die Hardwarehersteller bei dieser Gelegenheit präsentierten.

Der eine oder andere Hersteller hatte bereits im Vorfeld der Premiere den Vorhang gelüftet, so etwa Hewlett-Packard mit seinem neuen "Jornada 565/568" (siehe CW 39/01, Seite 20). Das Interesse der Industrie am Handheld-Betriebssystem von Microsoft ist stark angewachsen. Sieben Hersteller zeigten neue oder überarbeitete Pocket PCs, die jetzt oder in den nächsten Wochen in den Regalen stehen werden: Casio, Compaq, Hewlett-Packard, NEC, O2/Viag Interkom, Symbol und Toshiba. Compaq, das mit seinem populären "Ipaq" maßgeblich zum Erfolg von Pocket PC beigetragen hat, stellte zwei überarbeitete Varianten vor, die anderen Anbieter warten allesamt mit Neuentwicklungen auf.

Microsofts Betriebssystem-Basis ist nach wie vor das Embedded-System Windows CE 3.0. Für die auf Stifteingabe ausgelegten Handhelds haben die Redmonder dazu eine eigene Benutzeroberfläche namens Pocket PC gestrickt, in der Version 2002 fallen vor allem die optischen Anleihen an Windows XP auf.

PDA-Handy von O2Wichtigstes Merkmal der neuen PDAs ist nun die Vereinheitlichung auf Intels Prozessorplattform "Strongarm SA 1110". Für den Anwender liegt der Vorteil vor allem darin, dass er zukünftig nicht mehr bei jedem Programm aus mehreren Versionen die für seine Prozessorplattform richtige aussuchen muss.

Das derzeit spannendste Gerät hat O2 mit dem XDA vorgestellt. Die Mobilfunktochter von British Telecom, unter deren Label in Zukunft auch die Tochter Viag Interkom firmiert, will damit als erster Telekommunikationsanbieter eine PDA-Handy-Kombination auf Pocket-PC-Basis anbieten. Neu ist diese Idee nicht mehr - bereits auf der diesjährigen CeBIT haben Siemens, Sagem und Trium Pocket PCs mit integriertem Handy präsentiert. Ersteres Unternehmen hat aber bis heute seinen klobigen Farb-PDA "SX 45" nicht fertiggestellt, die beiden anderen bieten lediglich Graustufengeräte an, die vor allem wegen ihres hohen Preises und der schmalbandigen GSM-Unterstützung noch wenig Käufer gefunden haben.

Der XDA von O2 fällt vor allem durch sein niedriges Gewicht von 186 Gramm und seine schlanken Abmessungen auf. Anfang 2002 soll das Gerät in Verbindung mit einem Mobilfunkvertrag angeboten werden, wobei das Unternehmen derzeit noch keinen Preis nennen konnte.

Mobilfunk und drahtlose Datenübertragung ist natürlich auch bei den anderen Anbietern ein großes Thema. Den ersten PDA mit integriertem Bluetooth-Chip hat nun Compaq mit dem "Ipaq 3870" im Programm. Damit ist es möglich, in Verbindung mit einem in der Nähe befindlichen Bluetooth-fähigen Handy auf dem Pocket PC eine kabellose Internet-Verbindung aufzubauen. Weitere Mobil-Optionen für die gesamte Ipaq-Serie wird das ab November erhältliche GSM/GPRS-Expansion-Pack bieten. Ein großes Ipaq-Manko wurde beim 38xx abgestellt - im Gegensatz zum "3760" hat das Gerät nun einen Einschub für Erweiterungskarten im Secure-Digital-(SD-)Format. Wer die weit verbreiteten Compact-Flash-(CF-)Karten nutzen möchte, muss allerdings weiterhin ein klobiges Jacket als Zusatz an den Ipaq flanschen.

Wegen der Vereinheitlichung auf die Strongarm-Architektur sind mittlerweile die großen Unterschiede zwischen den einzelnen Pocket PCs weitgehend verschwunden. Für Kaufinteressenten stehen daher Fragen wie Erweiterbarkeit oder Gewicht beziehungsweise Abmessungen im Vordergrund. Ein Pluspunkt von Casios "Cassiopeia E-200" sind die beiden Steckplätze für SD- und CF-Karten. Vor allem der Slot für CF-Karten vom Typ II bringt Vorteile gegenüber den ansonsten weit verbreiteten, aber schmäleren Typ-I-Einschüben. Beispielsweise nutzen die IBM-Minifestplatte Microdrive und viele Wireless-LAN-Karten den Typ-II-Standard.

Ein Alleinstellungsmerkmal des E-200 ist außerdem seine USB-Schnittstelle. Damit lassen sich Speichermedien, Tastaturen und andere Zusatzgeräte anschließen. Der Anschluss erfolgt entweder über einen kleinen Zusatz-Steckadapter, die Ladestation oder das optional erhältliche Erweiterungs-Jacket. Neben dem Casio verfügt nur noch der "e570" von Toshiba über einen CF-II-Slot.

HPs "Jornada" macht vor allem mit verschiedenen Zusatzgeräten auf sich aufmerksam. So ist er der einzige Handheld im Feld, der den Austausch des Akkus ermöglicht. Dieser kann durch ein größeres Akkupack ersetzt werden, das laut Hersteller eine für Pocket PCs einmalige Laufzeit von 28 Stunden bietet. Neben Erweiterungs-Jackets, die unter anderem den Einsatz von PC-Cards ermöglichen, hat der Hersteller auch eine Mini-Tastatur angekündigt, die auf den PDA aufgesteckt wird.

Weitere CE-Geräte angekündigtAls ob nun nicht schon genug Hersteller um die Gunst der Kunden buhlten, kündigen sich bereits weitere Einsteiger in das Pocket-PC-Geschäft an. Neben Acer und Fujitsu will auch Samsung im nächsten Jahr einen Windows-PDA auf den Markt bringen. Für Überraschung sorgten auch Medienberichte, wonach der Palm-OS-Senkrechtstarter Handspring schon bald einen Pocket-PC-basierten PDA vorstellen soll.

Das plötzliche Gedränge dürfte die Aussichten auf schnelle Gewinne vorerst trüben. Der einzige Lichtblick für die die Windows-CE-Fraktion dürften die sich verschiebenden Marktanteile gegenüber Palm sein, die IDC laut einer aktuellen Studie festgestellt hat. IDC befragte Firmen, die mehr als 500 Handheld einsetzen. Das Ergebnis war, dass 36 Prozent der Teilnehmer eine interne Standardisierung auf Pocket PC planen oder erwägen. Für die Palm-OS-Plattform sprachen sich nur 20,9 Prozent aus. Hält dieser Trend an, entwickelt sich ja vielleicht aus der alten Rivalität zwischen dem Palm- und dem Windows-Lager eine friedliche Koexistenz zwischen Consumer-PDAs mit Palm-OS und Firmen-PDAs mit Pocket PC.

Pocket PC 2002: Alle neuen GeräteHersteller / Casio / Compaq / Compaq / Hewlett-Packard / NEC / O2/Viag Interkom / Toshiba

Geräte / Cassiopeia E-200 / Ipaq 3760 / Ipaq 3850/3870 / Jornada 565/568 / Pocketgear / xda / e570

Prozessor / Intel 1110 206 MHz. / Intel 1110 206 MHz. / Intel 1110 206 MHz. / Intel 1110 206 MHz. / Intel 1110 206 MHz. / Intel 1110 206 MHz. / Intel 1110 206 MHz.

ROM/RAM / 32/64 MB / 32/32 MB / 32/64 MB / 32/32 MB / 32/64 MB / 32/32 MB / 32/32 MB / 32/64 MB

Display / Reflexiv-TFT, 65.536 Farben / Reflexiv-TFT, 4096 Farben / Reflexiv-TFT, 65.536 Farben / Reflexiv-TFT, 65.536 Farben / Reflexiv-TFT, 65.536 Farben / Reflexiv-TFT, 4096 Farben / Reflexiv-TFT, 65.536 Farben

Abmessung * / 130 x 82 x 17,5 / 130 x 81 x 17 / 135 x 84 x 16 / 132 x 76,5 x 17,2 / 120 x 78 x 18,5 / 129 x 73 x 17,8 / 124 x 76 x 17,5

Gewicht / 190 Gramm / 179 Gramm / 190 Gramm / 173 Gramm / 190 Gramm / 187 Gramm / 180 Gramm

Steckplätze / CF Typ II, SD-Card / - / SD-Card / CF Typ I / CF Typ II, SD-Card / SD-Card / CF Typ II, SD-Card

Akku-Laufzeit** / 10 Stunden / 12 Stunden / 12 Stunden / 14 Stunden / 12 Stunden / 15 Stunden/150 Standby / 8 Stunden

Besonderheiten / USB/RS232-Anschluss, PC-Card via Jacket / Java VM, PC-Card via Jacket / Bluetooth (3870), PC-Card via Jacket / Magnesiumgehäuse, PC-Card via Jacket / PC-Card via Jacket / Smartphone mit GPRS/GSM 1800 / -

Preis / keine Angaben / 1399 Mark / 1499/1749 Mark / 1499/1699 Mark / ca. 1500 Mark / keine Angaben, nur mit Mobilfunkvertrag / 1500 Mark

*in Millimetern/**Herstellerangaben