Gedanken zur SYSTEMS

19.10.1977

Kurt Pauli Leiter der Abteilung EDV und Informatik, Zentralverband des deutschen Baugewerbes, Berater beiden Projektträgern des BMFT, der GMD und der Gesellschaft für Kernforschung

Wenn sich eine Messe wie die SYSTEMS zum 4. Male wiederholt, ist die Feststellung erlaubt, daß sie zu einer unverzichtbaren Institution geworden ist. Sie gilt als Treffpunkt der Datenverarbeiter.

Gerade einer der jüngsten Zweige der Wissenschaft - die Datenverarbeitung kann nicht ohne Informationen und Kontakte existieren. Die Grundkonzeption dieser Kongreßmesse, bei der die Ausstellung von einem Fachkongreß begleitet wird, findet die Zustimmung der Besucher. Das macht die steigende Besucherzahl - nahezu 3000 - deutlich.

Der Fachkongreß besteht aus fünf Symposien, neun Benutzergruppen-Seminaren und einer Reihe assoziierter Veranstaltungen, zum Beispiel die Fachtagung der Gesellschaft für Informatik. Der Fachkongreß wird von Fachvereinigungen und Verbänden zum Anlaß genommen, ihre Mitglieder und Interessenten nach München zu rufen.

Richtungsweisend und meinungsbildend sind die Symposien. Sie wenden sich an die EDV-Interessierten aller Richtungen. Die Schwerpunkte sind:

- Konsequenzen des Distributed Processing

- die Entwicklung und Pflege moderner Softwarewerkzeuge

- die Verzahnung der Computertechnik mit der Büro- und Nachrichtentechnik - Auswirkungen des Vormarsches der Mikrocomputer.

Die bedeutendsten Benutzergruppen sind mit eigenen Fachseminaren auf der SYSTEMS vertreten: Bauwesen, Handel, Industrie, Kreditwirtschaft, Medizin, Mittelständische Wirtschaft, Öffentliche Verwaltung, Verkehrswirtschaft, Versicherungswirtschaft. In diesen Seminaren werden spezielle Themen ihrer Tätigkeitsbereiche behandelt. Die Vorbereitung wurde von namhaften Wirtschaftsverbänden und Fachorganisationen durchgeführt. Der anspruchsvolle und qualifizierte Besucherkreis erwartet ebensolche Gesprächspartner, die in den Branchenseminaren über Problemlösungen referieren und die Zukunft der Datenverarbeitung aufzeigen.

Das Branchenseminar Bauwesen, das vom 18. bis 20. Oktober 1977 innerhalb der SYSTEMS veranstaltet wird, eröffnet der Pionier der Datenverarbeitung, Herr Professor Konrad Zuse. In seinem Festvortrag will er die Frage beantworten, ob der Computer das Bauwesen verändert hat und möglicherweise einen neuen Baustil kreierte. Aus Theorie und Praxis berichtet eine Reihe von Experten über die angewandte und zukunftsorientierte Datenverarbeitung. Gerade in der Bauwirtschaft ist die Datenverarbeitung trotz Rezession im Fortschritt begriffen. Sie ist aus den kaufmännischen und technischen Büros nicht mehr wegzudenken. Von Jahr zu Jahr nimmt die Zahl der Unternehmungen zu, die - sei es mit einer eigenen Anlage oder mittels eines Rechenzentrums - die Datenverarbeitung anwenden. Eine Rückentwicklung ist nicht mehr denkbar.

Dankenswerterweise hat das Bundesministerium für Forschung und Technologie in seinen DV-Programmen - nun bis 1979 - die Datenverarbeitung gefördert. Den Erfolg konnten wir in den Unternehmungen feststellen. Es fehlt leider noch an ausreichender Anwender-Software in vielen Branchen. Während der SYSTEMS werden die Projektträger des BMFT: Die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung mbH (Abteilung für Projektmanagement) und die Gesellschaft für Kernforschung mbH (Bereich CAD) Aussagen treffen über geförderte Software, die in der Praxis eingesetzt wird, und über Förderungsvorhaben. Es müssen nun noch Benutzerorganisationen ins Leben gerufen werden, die u. a. die Software pflegen und vermarkten, die von Hochschulen erstellt wurde. Dieses sollte ein Ziel des BMFT und seiner Projektträger sein. Die Verbände sagten ihre Unterstützung zu. Die Förderung der Datenverarbeitung darf 1979 nicht beendet werden. Das nächste Ziel sollte auch heißen: Branchenspezifische Anwendungen fördern und realisieren. Gerade Klein- und Mittelbetriebe, besonders in der Baubranche, sind oft nicht in der Lage, die Datenverarbeitung von sieh aus ökonomisch einzusetzen. Und gerade diese Betriebe - Potential der freien Marktwirtschaft - sind am krisenanfälligsten und nur wettbewerbsfähig, wenn sie ihre Betriebe gut durchorganisiert haben.