Amerikanisch-japanisches Joint-venture für neue "MAP-Klimmzüge":

GE Fanuc Automation Europe geht an den Start

13.03.1987

FRANKFURT (sch) - Bei MAP hoch hinaus möchten die im Januar gegründete GE Fanuc Automation Europe sowie das von General Electric und Ungermann & Bass betriebene Gemeinschaftsunternehmen Industrial Networking Inc. (INI). Im Frankfurter CIM-Zentrum von General Electric stellten die beiden ihre Zielsetzungen und neue LAN-Produkte vor.

Mit GE Fanuc Automation starteten die amerikanische General Electric Co. und die japanische Fanuc Ltd. Anfang 1987 ein weltweit agierendes Unternehmen für die Fertigungsautomatisierung mit einer Kapitalausstattung von 200 Millionen US-Dollar und insgesamt drei Geschäftsbereichen. Die GE Fanuc Automation Europe besitzt eigene Fertigungsstätten, ein Vertriebs- und Servicenetz sowie Zentren zur Anwendungsberatung für High-Tech-Produkte wie beispielsweise numerische Steuerungen (CNC), Motoren und Antriebe, speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS), Fertigungssoftware sowie industrielle elektronische Steuerungsbausteine. Der europäische Geschäftsbereich hat seinen Sitz in Luxemburg und seine Geschäftszentrale in Frankfurt.

Neben dem in die Zukunft weisenden Angebot MAP-fähiger Produkte sieht die GE Fanuc Automation Europe S.A., die für 1987 einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Dollar erwartet, den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit im Produktverkauf. OEM-Kunden sollen dabei eine besondere Rolle spielen. Als wichtigste Käufergruppe im OEM-Geschäft nennt Heinz-J. Otto, Executive Vice President und General Manager der GE Fanuc Automation Europe, die Hersteller von Werkzeugmaschinen. Er betont gleichzeitig, daß der Anteil von MAP-fähigen Produkten am Gesamtabsatz von numerischen beziehungsweise frei programmierbaren Steuerungen auch in den kommenden Jahren noch relativ niedrig sein werde. Dies sei darauf zurückzuführen, daß es bisher nur MAP-Pilotversuche gebe und es nicht sinnvoll sei, bereits bestehende Installationen MAP-fähig umzurüsten. Angeboten werden von beiden Unternehmen sowohl einzelne Komponenten als auch das unter der Bezeichnung Intro-MAP laufende Komplettangebot aus einer Hand - bestehend aus Hardware, Software, Training und Beratung.

Als Produktneuheit wurde während der GE-Konferenz in dem vor knapp anderthalb Jahren gegründeten GE. Fanuc Automation Center unter anderem neue Software des Unternehmens INI für den Einsatz auf IBM- und DEC-Rechnern präsentiert. Diese Programme sollen die Aufgabe der Entwicklung von Anwendungen für MAP-Netzwerke entscheidend vereinfachen. INI liefert damit eine Softwareschicht als Standardprodukt, die bis dato von jedem MAP-Anwender projektspezifisch erstellt wurde.

Zwei Hauptkomponenten spielen zusammen

Das MAS-MAP/one genannte "Application Services"-Softwareprodukt besteht aus Modulen, welche die Verbindung der Anwendungsprogramme zu der ISO-7-Ebenen-Protokoll-Software auf den MAP-Netzwerkanschlußkarten herstellt. Die Ankündigung umfaßt Support für die Betriebssysteme IBM-PC/DOS, DECMicro VMS und DEC-VMS und ist somit auf den entsprechenden Rechnern und zusätzlich auf allen Systemen oder Automatisierungsgeräten einsetzbar, welche einen solchen Rechner integriert haben.

MAS besteht aus zwei Hauptkomponenten, dem "MAP Application-Interface" (MAI) und dem "Manufacturing Message Interface" (MMI). MAI unterstützt die Anwendungen, die auf der Basis von MAP 2.1/2.2 CASE (Common Application Service Elements) untereinander kommunizieren. Während CASE-Software die Details der Kommunikation zwischen einer Anwendung und den ISO-Protkoll-Ebenen realisiert, wird durch MAI nach Aussagen von INI eine einfachere und weniger systemnahe Schnittstelle für den Programmierer angeboten. Die MMI-Schnittstelle dagegen ist für Anwendungsprogramme geeignet, wenn man gleichzeitig den heute festgelegten MAP-2.1/2.2-Standard für die Kommunikation von Geräten in der Fertigung, MMFS (Manufacturing Message Format Standard) einsetzen will und eine Umstellung auf den zukünftigen Standard EIA RS 511 ohne Schwierigkeiten möglich sein soll. RS-511 ist unter dem Begriff MMS ebenso bekannt und wird als Nachfolger des heutigen MMFS bei MAP 3.0 in Erwägung gezogen. Sowohl MMFS als auch RS-511 sind Protokolle der OSI-Ebene 7. Diese enthalten die wichtigsten Funktionen für die Verbindung von Computer-Systemen mit SPS-Steuerungen, Robotern und anderen Fabrikautomatisierungsgeräten. MMI nun kombiniert die beiden Spezifikationen und definiert einen Satz von Diensten für den standardisierten Austausch von Daten in der Fertigung. MMI ermöglicht das Lesen und Übertragen von Dateien, den Austausch von Meldungen, das Lesen und Verändern von Variablen, das Abfragen des Status sowie die Kontrolle der angeschlossenen Geräte. Die Software ist für folgende Konfigurationen verfügbar:

- PC/DOS (Release 3.2) auf IBM PC AT oder IBM Industrial Computer, erweitert um die MP-400- oder MP-500-MAP/one-Anschlußkarten von INI;

- Micro VMS (Version 4.3) auf DEC-MicroVAX II mit Q-Bus, wobei die MQ-400-MAP/one-Anschlußkarte von INI eingesetzt wird;

- VMS (Version 4.4) auf DEC-Unibus basierenden Systemen mit einer MAP/one-Anschlußkarte MAP 6400 der Firma Simpact Associates aus San Diego.

Mit MAS wird dem Anwender Firmenangaben zufolge ein kompletter Satz von Werkzeugen für MAP-Netzwerke an die Hand gegeben, der den Verzicht auf die Entwicklung vor MAP-Kommunikations-Software erlaubt und auch die Umstellung auf zukünftige Normen (MAP 3.0) mit geringem Aufwand gewährleistet. Die Kommunikation in der Fertigungszelle des Frankfurter Zentrums basiert auf dem MAP-Netzwerk GEnet, das von GE Fanuc hergestellt wird. Dabei handelt es sich um ein Breitband-Kommunikationsnetz mit 10 Megabit pro Sekunde im Token-Passing-Verfahren.

Die logistische Verknüpfung und Steuerung der Zelle erfolgt über einen Cimstar-1-Zellenrechner von GE Fanuc. Die notwendige Steuersoftware ermöglicht in ihrer jetzigen Ausbaustufe die Verwaltung und Bestückung des Hochregallagers mit Roh- und Fertigteilen, die dialoggeführte Erstellung von Fertigungsablauf-Sequenzen für die Zelle insgesamt und für jede Maschine in der Zelle und die chronologisch richtige Zufuhr von NC-Programmen zu den NC-Maschinen der Zelle. Weitere Funktionen: Steuerung und Kontrolle des Produktionsablaufs in der Zelle, Ver- und Entsorgung der Maschinen mit Roh- und Fertigteilen, Verwaltung von Produktionsunterbrechungen und Wiederanlauf der Produktion sowie Fehlerbehandlung und Statistik.

Die flexible Fertigungszelle enthält neben dem automatisierten Hochregallager in der momentanen Ausbaustufe ein fahrerloses Transportsystem, eine CO-2-Laserschneidemaschine, zwei vierachsige Bearbeitungszentren, Handhabungsroboter zur Be- und Entladung der Maschinen und einen Leitstand mit Zellsteuerungsrechner .