Großaktionär Sprint müßte mitspielen

Gateway soll Übernahme von Earthlink planen

02.07.1999
MÜNCHEN (CW) - Der PC-Direktvertreiber Gateway Inc. aus San Diego beabsichtigt nach Aussage von Insidern die Übernahme des Internet-Service-Providers Earthlink Networks, Pasadena. Das lukrative Web-Geschäft mausert sich offenbar zusehends zur neuen Einnahmequelle von Hardwareherstellern.

Kurz nach dem Bekanntwerden der ersten Kaufgerüchte stieg der Earthlink-Börsenkurs um etwa 20 Prozent. Gateway müßte damit etwa 1,8 Milliarden Dollar auf den Tisch legen, um groß in das Provider-Geschäft einzusteigen. Seit einer Weile bietet das Unternehmen seinen Kunden bereits einen Internet-Zugang an. Dabei arbeiten die Kalifornier mit MCI Worldcom und Yahoo zusammen. Allerdings bleibt der Service offenbar hinter den Erwartungen zurück. Mit Hilfe der 1,2 Millionen Earthlink-Kunden könnte Gateway die Zahl seiner Internet-Nutzer auf einen Schlag vervierfachen. Auf diese Weise entstünde eine riesige Marketing-Plattform für die eigenen Computerprodukte.

Aufgrund schwindender Margen in ihrem Kerngeschäft suchen immer mehr Hardwarehersteller ihr Heil im Internet-Business - und treten damit den klassischen Providern auf die Füße (siehe Seite 23: "PC-Riese Dell lockt..."). Das Zugangsgeschäft wächst dabei zunehmend in eine Schlüsselrolle hinein. Eine attraktive Homepage als Voreinstellung bei der Einwahl in den hauseigenen Online-Dienst ist allemal effektiver als jede noch so gut plazierte Bannerwerbung.

Vor den Verkauf an Gateway haben die Earthlink-Verträge jedoch die Anhörung des Großaktionärs Sprint Corp. gesetzt. Das Telekommunikationsunternehmen besitzt 26,5 Prozent der Earthlink-Anteile. Ein Stillhalteabkommen hält Sprint noch bis zum Jahr 2001 vom Rest der Provider-Aktien fern. Allerdings muß Earthlink bei Verhandlungen mit anderen Interessenten Sprint vor einem möglichen Vertragsabschluß eine Frist von zehn Tagen einräumen, um ein Gegenangebot vorzubereiten.