Zurück zu den Wurzeln

Gateway gibt die Produktion in Europa auf

17.08.2001
MÜNCHEN (CW) - Der PC-Direktanbieter Gateway zieht Konsequenzen aus der schleppenden Geschäftsentwicklung. Das Werk in Irland wird geschlossen, der schleichende Abschied aus Europa zeichnet sich ab.

Nach Angaben einer Firmensprecherin in Dublin sollen der Rückzug aus der europäischen Fertigung und die Schließung des Hauptquartiers bis Ende des Jahres, spätestens jedoch im ersten Quartal 2002 beendet sein. Zwischen 30 und 90 Tagen hat das Unternehmen jetzt Zeit, mit Vertretern der Beschäftigten die Modalitäten auszuhandeln. Knapp 900 Beschäftigte sind in Dublin von Entlassungen bedroht, zudem arbeiten rund 150 Angestellte in der Nähe von London für Gateway, über deren Zukunft noch nicht entschieden worden ist.

Damit ist Gateways offizielle Konzernvision, "die digitale Revolution menschlicher zu gestalten", zumindest für die Angestellten unter dem Druck des Marktes zusammengebrochen. Den betroffenen Arbeitern steht laut "Irish Times" ein halbes Wochengehalt Abfindung für jedes Jahr der Betriebszugehörigkeit zu. Sind sie älter als 41 Jahre, bekommen sie einen ganzen Wochenlohn. In Amerika hat der viertgrößte PC-Anbieter 3000 der 24000 Stellen gestrichen, die deutsche Niederlassung mit 17 Beschäftigten schloss im Juli.

Grund für den schleichenden Rückzug aus Europa ist die katastrophale Entwicklung der Umsätze und Erträge. Gateway nahm im zweiten Quartal in der Alten Welt mit 72,5 Millionen Dollar 46 Prozent weniger ein als im gleichen Vorjahreszeitraum. Die Kalifornier haben es zudem nicht geschafft, in Europa Fuß zu fassen: Die europäischen Umsätze machen gerade einmal fünf Prozent der weltweiten Einnahmen aus.

Der heftige Preiskampf im PC-Markt hatte dazu geführt, dass der Konzern vor einigen Monaten ankündigte, jedes Angebot der Konkurrenz unterbieten zu wollen. Das Motto: "PC Price War? Cool!". Viel hat es nicht genutzt, denn nach verkauften Stückzahlen lief das zweite Quartal weltweit schlecht für Gateway. Insgesamt wurden nur noch 923000 Geräte verkauft. Dies waren 21 Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Das Halbjahresergebnis sah folglich düster aus. Statt 4,6 Milliarden Dollar Umsatz nahm Gateway nur noch 3,5 Milliarden Dollar ein, statt eines Gewinns von 238 Millionen Dollar wie im Vorjahr stand unter dem Strich ein Verlust von 523,7 Millionen Dollar.

Nach der Bekanntgabe der schlechten Ergebnisse hatte Firmengründer Ted Waitt angekündigt, die Strategie des Konzerns zu verändern. Man werde sich auf die Grundlagen von Gateway besinnen und verstärkt Endkunden sowie kleinere Firmen ansprechen. Außerdem wolle man sich weniger als PC-Anbieter positionieren, sondern sein Geschäft verstärkt auf flankierende Services stützen - nicht gerade eine Innovation im PC-Markt. Im Zuge dieser Veränderungen schloss Gateway 50 seiner rund 350 Läden weltweit. In Europa verbleiben sollen lediglich einige regionale Vertriebsbüros. Die Frage nach dem Support der Bestandskunden ist noch nicht abschließend geklärt. Gegenwärtig überlege man, die Services aus den USA anzubieten oder an einen Drittanbieter abzugeben.