Kein Profit im ersten Finanzquartal

Gateway enttäuscht Erwartungen erneut

09.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Direktanbieter Gateway hat die Erwartungen für das laufende Geschäftsquartal deutlich nach unten korrigiert. Statt einem Gewinn von 17 Cent pro Aktie rechnen die Verantwortlichen jetzt mit einer Nullrunde. Auch das Gesamtergebnis für das Jahr 2000 musste der in San Diego ansässige PC-Hersteller revidieren.

Die Krise beim PC-Direktanbieter Gateway setzt sich auch im neuen Geschäftsjahr fort. Nachdem bereits im vierten Quartal 2000 die Ergebnisse deutlich unter den anvisierten Zielen lagen, muss der Hersteller auch zu Beginn des neuen Finanzjahres einen Rückschlag eingestehen. Hatten die von First Call Thomson Financial befragten Analysten noch einen Gewinn von 17 Cent pro Aktie erwartet, erklärten die Finanz-Manager des Unternehmens nun, sie rechneten nach den aktuellen Prognosen nur noch mit einem ausgeglichenen Ergebnis.

Als Ursache für das schlechte Abschneiden nennt Gateway verschiedene Faktoren. So verzeichnet man einen leichten Rückgang der abgesetzten Stückzahlen im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres. Außerdem flossen außergewöhnliche Belastungen zwischen 150 und 275 Millionen Dollar in die Bilanz ein. Dazu zählen beispielsweise Aufwendungen für Firmenbeteilungen sowie ein Betrag von etwa 50 Millionen Dollar, den der Direktanbieter für Umstrukturierungen und Stellenabbau aufbringen muss.

Neben den Erwartungen für das erste Finanzquartal musste Gateway auch den Gewinn für das Jahr 2000 um 74,5 Millionen Dollar nach unten revidieren. Der Ertrag pro Aktie reduzierte sich um 22 Cent auf 73 Cent pro Anteilschein. Bei einem Umsatz von 9,6 Milliarden Dollar gibt das Unternehmen in der aktualisierten Bilanz einen Profit von 241,5 Millionen Dollar an. Das bedeutet einen Gewinnrückgang um 45 Prozent gegenüber 1999.

Gateway-Gründer Theodore Waitt, der kürzlich wieder als Chief Executive Officer (CEO) das Ruder von Jeffrey Weitzen übernommen hat, warnt, dass die mageren Zeiten noch einige Monate anhalten werden. So rechne er auch für das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres nur mit einem ausgeglichenen Ergebnis. Erst in der zweiten Jahreshälfte sei eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen möglich.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat der neue CEO verschiedene Maßnahmen angekündigt. Neben dem Stellenabbau, dem zehn Prozent der Belegschaft oder 2400 Jobs zum Opfer fallen, soll künftig auch das Produktportfolio gestrafft und vereinfacht werden. Statt der bisher 23 Millionen werde es fortan nur mehr ein paar hundert mögliche Rechnerkonfigurationen geben, kündigte der 38-jährige Waitt in einem Analystengespräch an. Gateway könne nicht eine fast unbegrenzte Anzahl an Auswahlmöglichkeiten anbieten und gleichzeitig wettbewerbsfähig bleiben. Von der Konzentration auf einige wenige Produktlinien verspricht sich der Gateway-Chef eine Entlastung des Personals. Ob die frei werdenden Ressourcen anderswo im Unternehmen eingesetzt oder weitere Stellen gestrichen werden sollen, wollte Waitt nicht kommentieren.

Um die Kosten weiter zu senken, wollen die Gateway-Verantwortlichen außerdem die Vertriebswege neu organisieren. Allerdings war aus der Firmenzentrale wenig Konkretes zu diesem Thema zu hören. So möchte Waitt die Rolle der Country-Stores im künftigen Direktvertriebsmodell überprüfen. In der Folge könnten einige Läden geschlossen werden. Auch eine Modifikation oder ein Rückzug aus einigen internationalen Märkten sei möglich.

Der deutsche Markt sei davon jedoch nicht betroffen, versichert Geschäftsführer Michael Schönrock. Zwar habe der neue Vice President International Martin Coles betont, man könne zukünftig nur dort aktiv sein, wo auch Aussicht auf Gewinn bestehe. Er habe sich allerdings zu den großen europäischen Märkten Großbritannien, Frankreich und Deutschland bekannt.

Die Strategie in Deutschland wird zukünftig auf einer gestrafften Produktlinie und ausgewählten Services aufbauen, kündigt Schönrock an. Das "Beyond-the-Box"-Konzept werde nicht wegfallen, allerdings müsse man sich auf die Dienstleistungen konzentrieren, über die man sich von den Wettbewerbern unterscheiden könne. Beim Vertrieb liege der Hauptfokus weiter auf dem Direktmodell. Zwar sei die Idee, einen eigenen Retail-Kanal aufzubauen, nicht vom Tisch, allerdings müsse Gateway zunächst sein Basisgeschäft in den Griff bekommen: "Das Ladengeschäft ist nicht ausgeschlossen, aber auf der Zeitachse weit nach hinten gerutscht." Gerüchte, Gateway sei an dem Kauf der Vobis-Kette interessiert, dementierte Schönrock.