Gates praesentiert Kompatibilitaetsprogramm Die Konkurrenz soll sich an MS-Office orientieren

03.06.1994

ATLANTA (CW/IDG) - Microsoft-Chef Bill Gates hat auf der Comdex in Atlanta das "Office Compatible Program" vorgestellt. Unabhaengige Softwarehaeuser sollen mit den darin zusammengefassten Spezifikationen ihre Programme so gestalten, dass sie funktional und von der Bedienung her in die Office-Umgebung von Microsoft passen.

Gegen eine Gebuehr von 1000 Dollar erhalten Software-Anbieter den Zugriff auf das Microsoft-Programm und koennen damit beginnen, Produkte passend zur MS-Bueroumgebung zu entwikkeln. Menuestrukturen, Dialogboxen und kontextsensitive Hilfen sollen sich so gestalten lassen, dass sie dem Stil der Office-Anwendungen entsprechen. Die Implementierung von Object Linking and Embedding (OLE) 2.0 in diese Programme ist ebenfalls vorgesehen, so dass ein Informationsaustausch zwischen Office-kompatiblen Anwendungen gewaehrleistet ist.

Schon in diesem Sommer soll es die ersten 21 Applikationen geben, die den Kompatibilitaetsanspruechen von Microsoft genuegen. Dazu zaehlen unter anderem Anwendungen von Asymetrix, Attachmate, Autodesk, Deltapoint, Mapinfo, Micrografx, Shapeware und Wall Data. Auch fuer die Macintosh-Version ihrer Office-Software will Microsoft zum Jahresende ein Kompatibilitaetsprogramm auflegen, das unabhaengigen Anbietern eine angemessene Programmierung ermoeglichen soll.

Die Gates-Company, so argwoehnen Kritiker, wird mit dieser Strategie einen weiteren - vielleicht entscheidenden - Schritt in Richtung Kontrolle des Desktop-Marktes gehen.

Da die Softwerker aus Redmond nicht alle Produkte selbst entwickeln koennten, versuchten sie Softwarehaeuser mit dem Hinweis auf die Verbreitung ihres Office-Pakets an sich zu binden und liessen sie nach hauseigenen Standards entwickeln.

Microsoft-Manager Thomas Koll sieht das voellig anders. "Ziel des Programms ist es sicher nicht, den Markt zu dominieren oder irgend jemanden im Sinne eines Lock-in an Microsoft zu binden." Vielmehr gehe es seinem Unternehmen darum, anderen Softwarehaeusern die Arbeit bei der Entwicklung von Produkten zu erleichtern.

Anwendern kommt die Strategie des Softwaregiganten entgegen. Sie koennen demnaechst bei relativ geringem Lernaufwand eine deutlich breitere Palette von Programmen nutzen als bisher, ohne dabei auf das gewohnte Microsoft-Ambiente zu verzichten.

Marktuntersuchungen zeigen, dass Kunden das aus den MS-Produkten Word, Excel, Powerpoint, Access und Mail zusammengesetzte Paket vor allem deswegen waehlen, weil es eine homogene Anwendungsumgebung bietet. Zusaetzlich nutzen aber 92 Prozent der Office-Kunden andere PC-Anwendungen, die sich von der Microsoft- Welt absetzen. Diese koennen nun ebenfalls an die Office- Produktlinie angebunden werden.

Auch fuer Softwarehaeuser hat diese Strategie Vorteile, wenn man der Microsoft-Argumentation folgt. Sie haetten kuenftig am Erfolg der MS-Office-Produkte Anteil. Der Markt sei extrem gross, vielleicht gebe es schon bald weltweit mehrere 100 Millionen Office-Benutzer, die mit komplementaeren Produkten beliefert werden koennten.