Gates-Company zweifelt an OSF und COSE Microsoft liefert SNA Server fuer den NT Advanced Server aus

10.12.1993

MUENCHEN/FRAMINGHAM (hi) - In den Markt der Connectivity-Produkte zur Anbindung von PCs an Grossrechner kommt Bewegung. Auf der Jagd nach Marktanteilen versuchen die Platzhirsche Novell und IBM, mit Updates ihrer SAA-Produkte Microsofts Newcomer, dem SNA-Server fuer Windows NT, Paroli zu bieten.

Mit dem kuerzlich vorgestellten und nun auch in Deutschland erhaeltlichen "SNA Server for Windows NT Advanced Server" ist Microsoft dem ehrgeizigen Ziel, dass alle Client-Produkte des Hauses mit allen Server-Plattformen kommunizieren koennen und umgekehrt, ein Stueck naehergerueckt. Glaubt man den Worten von Jim Allchin, Vice-President of Corporate Systems bei Microsoft, so ist es weiterhin das erklaerte Ziel der Gates-Company, dass die eigenen Server-Produkte mit den Plattformen anderer Hersteller zusammenarbeiten.

Diese ehrgeizige Vision der Interoperabilitaet scheint zumindest der SNA-Server bereits heute wahrzumachen. So ermoeglicht das neue Produkt laut Microsoft die einfache Integration der Daten von IBM- Mainframes und AS/400-Systemen in Client-Server-Anwendungen. Dazu koennen die Daten mittels Drag and drop in die Desktop- Applikationen uebernommen werden.

Das Paket unterstuetzt 3270- und 5250-Terminalemulationen fuer Windows, Windows-NT, MS-DOS und OS/2-Desktops von unabhaengigen Softwarehaeusern wie Attachmate, CDA, Eicon Technologies, NSA/Netsoft und Wall Data. Ausgeliefert wird das Produkt, das mit Lizenzen fuer zehn, 64 oder 250 Anwender erhaeltlich ist, mit einer 3270-Emulation von Netsoft sowie einer 5250-Emulation von Wall Data fuer Windows und Windows NT.

Die Client-PCs im Netz koennen wahlweise unter Windows, Windows for Workgroups, Windows NT, MS-DOS, Macintosh oder OS/2 laufen. Zur Einbindung solch heterogener Netze faehrt das SNA-Gateway folgende Protokolle: IPX, TCP/IP, Netbeui und 802.2 sowie Windows NT Remote Access Service ueber X.25, ISDN und asynchrone Telefonleitungen. Die Verbindung mit dem Host kann via SDLC, Token Ring oder Ethernet, X.25/QLLC sowie DFT erfolgen.

Nach Angaben der Gates-Company unterstuetzt der SNA-Server die wichtigsten SNA-APIs wie APPC, CPI-C, LUA, CSV und HLLAPI, ferner SNA-Protokolle wie LU0, 1, 2, 3 und 6.2 sowie PU 2.0 und 2.1. Darueber hinaus ist mit APPN LEN der Anschluss an APPN-Netze moeglich, und ueber DSPU koennen SNA-PU-2.0-kompatible Devices an den SNA-Server angebunden werden.

Auch wenn der SNA-Server laut Microsoft derzeit von allen erhaeltlichen SNA-Gateways das breiteste Spektrum an Desktops und Netzwerken abdeckt, muss der Connectivity-Newcomer seine Faehigkeiten gegenueber den bereits am Markt etablierten Produkten in der Praxis erst noch unter Beweis stellen. So brachte Novell vor kurzem ein Update von "Netware for SAA" auf den Markt. Die Version 1.3b unterstuetzt nun Netware 4.1 und arbeitet besser mit IBMs Netview-Management-Plattform zusammen. Darueber hinaus verfuegt das neue Release ueber einen erweiterten X.25-Support und ist, da es bereits in der fuenften Generation vorliegt, laut Novell- Produkt-Manager Bernard Harguindeguy "stabil wie ein Fels".

Ebenfalls mit einem Update nimmt IBM am Rennen um Marktanteile im Segment der SNA-Gateways teil. Mit der Version 1.1 des Communication Manager/2, das im Bundle mit OS/2 erhaeltlich ist, will Big Blue der Gates-Company Paroli bieten. Features wie APPN- und APPC-Unterstuetzung sowie verbesserte Kommunikationsmoeglichkeiten via X.25 und ISDN leisten dabei Schuetzenhilfe.

Neben dem SNA Server hofft Microsoft bei dem Versuch, im Networking-Business endgueltig Fuss zu fassen, auch auf den fuer naechstes Jahr angekuendigten Messaging Server sowie den System- Management-Server mit dem Codenamen Hermes. Der kuenftige Messaging-Server wird laut Allchin den Anwendern zentrale Administrationsmoeglichkeiten, fehlertolerante X.500-Directory- Services und ein globales Structure- und User-Interface fuer Dateien und Nachrichten bieten. Fuer die Verwaltung der im Netz installierten Hard- und Software ist das remote Diagnose-Tool Hermes konzipiert.

Auf die Frage, inwieweit Microsoft mit seinen neuen Produkten die Industriestandards unterstuetzen werde, antwortete Allchin bei der SNA-Vorstellung: "Wir folgen den Standards solange es sinvoll ist." Noch schaerfer reagierte der Vice-President auf die Frage nach einer Unterstuetzung der Standards der Open Software Foundation (OSF) sowie des Common Open Software Environment (COSE). Allchin bezweifelte nicht nur, dass es ueberhaupt Plattformen gebe, auf denen diese Standards eingesetzt werden, sondern stellte auch die ketzerische Frage, ob ihre Unterstuetzung "irgendein Problem der Anwender" loese.