Gates-Company setzt zum Sprung ins Enterprise-Computing an Software AG hilft OLE aus der Desktop-Nische

20.10.1995

MUENCHEN (hi) - Bei ihren Bemuehungen, im Bereich des Enterprise- Computing Fuss zu fassen, hat Microsoft nach SAP und Digital Equipment einen dritten wichtigen Partner gewonnen. Die Darmstaedter Software AG wird gemeinsam mit der Gates-Company Microsofts Komponentensoftware "Object Linking and Embedding" (OLE) auf die gaengigen Unix-Plattformen und auf MVS portieren.

Ziel der Partnerschaft ist es, eine einheitliche Methode anzubieten, mit der Software unternehmensweit integriert werden kann. Mit Hilfe der OLE-Technik sollen ueber standardisierte Mechanismen Objekte zusammenarbeiten, die von verschiedenen Herstellern in unterschiedlichen Programmiersprachen erstellt worden sind.

Im Rahmen der Kooperation will die Software AG OLE fuer Mainframe- und Server-Betriebssysteme bereitstellen und in ihre eigene Middleware-Technologie integrieren. Ihre Terrains in Sachen OLE- Entwicklung haben die Softwarepartner bereits abgesteckt. So stellt Microsoft der Software AG den Sourcecode zur Verfuegung und unterstuetzt die Plattformen Windows NT, Windows 95, Windows 3.1x sowie Macintosh. Die Darmstaedter portieren dagegen nach den Worten von Michael Thuleweit, Leiter Technologie-Partnerschaften bei der Software AG, "OLE auf alle globalen Unix-Plattformen wie HP-UX, AIX, Solaris, Digital Unix und AT&T Unix sowie auf wesentliche regionale Unix-Plattformen etwa von Siemens, ICL oder Fujitsu".

Parallel dazu wird laut Thuleweit die Portierung auf MVS angegangen.

Ebenfalls geplant ist eine Entwicklung fuer Midrange-Systeme wie die AS/400. Fuer alle diese Plattformen verfuegt die Software AG eigenen Angaben zufolge ueber die entsprechenden OLE- Vertriebsrechte.

Angesichts der vorgesehenen Vielfalt hofft Thuleweit, dass sich OLE nicht nur auf dem Desktop als De-facto-Standard etabliert. Manche Branchenkenner hoeren deshalb bereits die Totenglocken fuer den konkurrierenden Opendoc-Standard laeuten - eine Vermutung, die durch die Vorgaenge bei Novell indirekt bestaetigt wird. So verliess der erst kuerzlich ernannte Program Director fuer Opendoc, Bob Bentley, letzte Woche das Unternehmen, und das Novell-Management schweigt in Sachen Opendoc-Portierung auf Windows beharrlich. Nur IBM verteidigt die Technologie noch oeffentlich.

Der Fahrplan fuer die neue heterogene OLE-Welt sieht laut Klaus Kreplin, Leiter Produktentwicklung bei der Software AG, folgendermassen aus: In den Jahren 1997 und 1998 wird OLE nacheinander auf den verschiedenen Plattformen zur Verfuegung stehen - Anfang 1997 auf den wichtigsten Unix-Systemen und kurz darauf auf MVS. Als Zwischenschritt wird schon vorher im ersten Halbjahr 1996 der standardisierte Nachrichtenaustausch entwickelt, der "Messaging OLE Custom Control". Ebenfalls fuer diesen Zeitpunkt ist der "Entire OLE Wrapper" geplant, der im Zusammenspiel mit dem "Entire Broker" fuer bestehende Grossrechneranwendungen eine funktionale Schnittstelle bietet, ueber die PCs auf Mainframe-Daten zugreifen koennen.

In der zweiten Jahreshaelfte 1996 kommt dann die OLE-Unterstuetzung fuer "Natural Lightstorm".