Gates-Company fahndet nach schwarzen Schafen Microsoft prangert unzulaessige Salespraktiken der Haendler an

11.06.1993

MUENCHEN (gfh) - Microsoft fuehlt sich als Opfer illegaler Verkaufspraktiken. Im Zuge einer noch laufenden deutschlandweiten Fahndung nach schwarzen Schafen hat das Unternehmen jetzt Klage gegen ueber 40 Haendler eingereicht, die Schul- beziehungsweise Update-Versionen von Microsoft-Produkten als Vollversionen verkauft haben sollen.

"In manchen Faellen kann in der Tat nur noch von Wildwest-Methoden gesprochen werden", ereifert sich Microsoft-Geschaeftsfuehrer Jochen Haink. Die Bandbreite der bisher entdeckten Vergehen reiche vom Missbrauch von Produktversionen bis hin zu Faelschungen.

Den Grund fuer solche Verkaufspraktiken sieht Haink in der sich immer mehr zuspitzenden Konkurrenzsituation im Softwaregeschaeft. Selbst Grosshaendler und Subdistributoren seien in Einzelfaellen bereit, an Unberechtigte preisguenstige Schul- oder Update- Versionen zu verkaufen, um wichtige Kunden bei der Stange zu halten.

Da die Kaeufer laut Microsoft oft ueber die Herkunft der Billigprodukte im unklaren gelassen werden, warne das Unternehmen vor dem Kauf von nicht originalverpackten Programmen. Verkaeufern, die die meist weiss-grauen Schuber als besonders umweltfreundlich preisen oder mit einer Noname-Billigaktion von Microsoft begruenden, duerfe kein Glauben geschenkt werden.

Gegen die 40 Haendler, denen Microsoft Verstoesse gegen die Verkaufsbestimmungen nachgewiesen zu haben glaubt, sind nicht nur gerichtliche Schritte eingeleitet worden, sie werden auch nicht mehr mit Update-Paketen beliefert. Ausserdem will Microsoft dem Fachhandel kuenftig die Kontrolle ueber die Update-Berechtigung entziehen.

Delikat an den jetzt eingeleiteten Verfahren ist allerdings, dass auch Microsoft wegen der Vermarktung eigener Produkte nicht gerade den besten Ruf geniesst. Gegen den Softwaregiganten laufen derzeit in England und den USA Nachforschungen wegen unlauterer Geschaeftspraktiken.