Gastkommentar

08.11.1996

Ja, wo laufen sie denn? Sie wollen ins Internet! Wenn sie dann viel Geld für eine Homepage ausgegeben haben, sind sie über die geringe Resonanz enttäuscht und wissen nicht mehr recht, was sie da eigentlich sollen. Wie kommt das? Die meisten Anbieter werben im Internet genau so, wie sie es von traditionellen Umgebungen her gewohnt sind. Hübsche Prospekte werden eins zu eins abgebildet. Doch so sieht sie keiner. Man positioniert sich im Netz so unkommunikativ-autistisch, als würde man schon auf seine bloße Präsenz hin automatisch wahrgenommen, und wundert sich dann, daß das nicht der Fall ist. Das Internet ist keine Plakatwand.

Der Nutzer von Online-Diensten sucht bei seinen Streifzügen einen klar erkennbaren Vorteil: Internet-Kommunikation soll die Erfüllung von Konsumwünschen erleichtern und nicht durch sinnloses Navigieren erschweren. Im wirklichen Leben sind die meisten Märkte lokal, und dies sollte sich im Internet auch wider- spiegeln. Der User aus München will ein umfassendes Gebrauchtwagenangebot in seiner Nähe, daß dieses auch in Australien abrufbar ist, bleibt eine Kuriosität.

Die Zukunft gehört besonders den Anboten, die einen Serviceaspekt haben: die Kommunikation des Bankkunden mit seiner Bank, des Bürgers mit seiner Gemeinde, des Aktionärs mit seiner Aktiengesellschaft, des Patienten mit seinem Arzt etc. Im Netz werden Floh- und Finanzmärkte entstehen, Informations-Broker werden online Preis-Leistungs-Vergleiche von Versicherungen und Airlines anbieten, und man wird eine völlig neue Form von Anbieter-Kunden-Beziehung schaffen. Auf Netzkommunikation muß man sich beizeiten einstellen wer fragt schon nach dem Zweiten?