Gastkommentar

18.10.1996

Fast alle Messen - nicht nur die der DV-Branche - haben etwas gemeinsam: Die Aussteller überlegen jedes Jahr neu, ob sich der Aufwand lohnt. Nur bei der CeBIT steht die Antwort von vornherein fest, denn es gehört, wenn nicht massive finanzielle Gründe dagegen sprechen, zum guten Ton, dort vertreten zu sein. Als mittelständisches Unternehmen neigt man ansonsten natürlich erst einmal dazu, die thematischen "Heimspiele" mitzuerleben: Kleine Messen, die zum eigenen Angebot passen und wo sich direkte Kontakte zum Fachpublikum und konkrete Geschäfte ergeben können. Die Frankfurter Networld+Interop zum Beispiel ist eine solche Messe. Die Systems fällt aus der beschriebenen Zweiteilung heraus. Die Münchener Messegesellschaft hat etwas geschaffen, was man uneingeschränkt weder als groß und universell noch als klein und spezialisiert bezeichnen kann. Von der Größe und Ausstattung her könnte das Treffen zwar als Publikumsmesse durchgehen, doch fehlen dafür zu viele, darunter wichtige Ausstellerfirmen. Um andererseits als Fachmesse zu reüssieren, schreckt an der Münchner Veranstaltung zuviel Trubel die am Geschäft interessierten Fachbesucher ab, und die Ausrichtung ist zu multidirektional und regional. Auch der Termin Ende Oktober ist für das Weihnachtsgeschäft zu spät und daher nicht optimal. Münchner DV-Unternehmen sind im Zwiespalt: Einerseits birgt eine relativ große Regionalmesse einige Chancen zur lokalen Akquise, andererseits ist mit der unspezialisierten Struktur die Gefahr verbunden, sich ohne die Möglichkeit eines Return on Investment zu verzetteln. Unser Unternehmen hat als einzigen Weg aus dem Dilemma die Teilnahme als Unteraussteller auf zwei Ständen unserer Lieferanten gesehen. Die Münchener Messegesellschaft sollte schnell auf die Suche nach dem einen, dem einzigen Hauptaussteller gehen - oder nach einem neuen Konzept.