Gastkommentar/

28.06.1996

Die Vorbereitungen zur Olympiade in der deutschen Telekommunikation laufen: Am 1. Januar 1998 erfolgt der Anpfiff zum Wettbewerb im letzten noch verbliebenen Monopolbereich, dem öffentlichen Telefondienst. Die Veranstalter investieren in Stadien (Netze), die Spieler (Wettbewerber) üben schon mal auf kleineren Trainingsplätzen (Corporate Networks, Mehrwertdienste) und der Schiedsrichter (Regulierer) sieht sich vor einer neuen Aufgabe, nämlich Wettbewerb zu ermöglichen. Seine Aufgabe indes ist schwierig - weil Themen wie Interconnect, Rufnummernpläne und Tarife nur wenigen Spezialisten verständlich sind. Hinzu kommt, daß seine Berater am liebsten so weiterspielen möchten wie bisher. Der VTM als Verbund der neuen Mitspieler hat sich daher schon öfter beim Oberschiedsrichter in Brüssel beschwert.

Wettbewerb ist aber nicht nur wegen billigerer Tarife erstrebenswert. Entscheidend für den Standort Deutschland ist auch das Niveau an technisch wie kommerziell interessanten Anwendungen. Deutschland hat hier beachtlichen Nachholbedarf. Nicht, weil wir dümmere Ingenieure und Kaufleute als anderswo auf der Welt haben, sondern weil aufgrund fehlenden Wettbewerbs solche Anwendungen nicht entwickelt wurden.

Jammern hilft aber nicht - lernen könnte jedoch helfen, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Weder eine bürokratische Verhinderungsallianz noch faule Tricks dürfen dies unterlaufen. Dabei haben auch die eigentlichen Nutznießer der "Früchte des Wettbewerbs" eine Verantwortung. Die Eintrittskarte zur Olympiade 1998 kostet heute ein paar Mark sowie Engagement. "There is no free lunch" sagen die in Sachen Wettbewerb erfahrenen Amerikaner. Deshalb: Wer später ernten will, muß heute kritisch abwägen, strategisch entscheiden, Initiativen ergreifen und dabei auch ein bißchen "naß" werden dürfen und wollen.