Gastkommentar

18.04.1997

Noch nie haben deutsche Unternehmen im Ausland soviel verkauft und so hohe Gewinne erzielt wie im vergangenen Jahr. Gründe: Die Löhne stiegen moderat, es wurde kräftig rationalisiert, man baute Stellen ab und brachte serienweise neue Produkte - wie beispielsweise die Automobilindustrie.

Noch mehr wäre zu erreichen, wenn man diese Überschüsse sowie den Preisverfall und die kurzen Innovationszyklen bei Hard- und Software dazu nutzte, die Betriebe endlich mit hochleistungsfähiger, optimal eingesetzter DV auszustatten. Hieran mangelt es bisher: Einer McKinsey-Studie ist zu entnehmen, daß die hiesige Produktivität etwa 20 Prozent hinter dem zurückliegt, was in anderen führenden Industrieländern bereits erreicht wurde.

Auf der Wunschliste stehen freilich nicht nur technische Posten. Ein noch kräftigeres Wachstum wird bisher durch Verschwendung, Kommunikationsprobleme, Mißachtung effizienter Verbesserungsvorschläge, falsche und praxisfremde Überregulierungen verhindert. Ein Toyota-Manager stellte kürzlich fest: "Die Wettbewerber, die ich wirklich fürchte, sind die Deutschen, wenn sie jemals lernen sollten, miteinander zu reden." Der Japaner verweist auf eine der wichtigsten Ursachen dafür, daß die Entscheidungen in Sachen Informationstechnologie hierzulande so langsam fallen. Ein System arbeitet ja nur dann gut, wenn die begründeten Wünsche aller, die es benutzen sollen, bei der Konzeption berücksichtigt wurden. Abteilungen wie Produktion, Planung, Organisation, Einkauf und Finanz-Controlling mit ihren sehr verschiedenartigen Aufgaben müßten also intensiv und konzentriert miteinander reden, daran fehlt es aber. IT-Budgets werden so oft überschritten und auf IT-Einsatz beruhende Renditeerwartungen so oft verfehlt, weil von Anfang an häufig nicht recht klar ist, was ein neues System genau leisten soll.