Platz 1 x Bodo Deutschmann x Kögel Fahrzeugwerke

Gas geben trotz Kostenbremse

03.11.2005
Von 
Senior Communication Managerin bei der Content Marketing Agentur Evernine
Künftig können die Kögel Fahrzeugwerke binnen Stunden grünes Licht für die Fertigung eines Auftrags geben. Möglich wird dies durch ein neues CRM-System und eine automatische Fahrzeugkonfiguration.

Seit zwei Jahren leitet Bodo Deutschmann den Bereich IT/Organisation der Kögel Fahrzeugwerke GmbH. Die Zeit hat der 47-Jährige genutzt, um ein Großprojekt umzusetzen, das die Auftragsbearbeitung beim Ulmer Fahrzeugbauer erheblich beschleunigt und verbessert. Bevor der IT-Leiter sein Projekt der "automatischen Fahrzeugkonfiguration im Vertrieb" starten konnte, war viel Vorarbeit notwendig: In fünf Werken musste er zeitgleich eine neue ERP-Version einführen. Außerdem kam ein Großrechner aufs Altenteil; heute versieht eine Systemplattform unter Unix ihren Dienst.

Im September 2004 führte Deutschmann eine CRM-Software ein und band den Außendienst über Mobile-Computing via GPRS und UMTS an. Hier war viel Überzeugungsarbeit notwendig, denn der Außendienst war es nicht gewohnt, mit Notebooks und Online-Anbindung umzugehen. Da im Januar 2005 die Verwaltung von Ulm in das Produktionswerk Burtenbach umzog, musste auch das Rechenzentrum "so mal nebenbei" über Ostern verlagert werden. Aber auch diese Hürde überwanden Deutschmann und seine Mannschaft ohne Probleme.

Wahl zwischen 30000 Varianten Im März 2005 erfolgten der Roll-out und die Freigabe des Fahrzeugkonfigurators. Deutschmann erklärt: "Unser Produktportfolio umfasst rund 30 verschiedene Fahrzeugtypen. Jedes Fahrzeug wird auftragsbezogen produziert. Der Kunde hat die Wahl zwischen verschiedenen Varianten und Optionen je nach Typ abhängig vom Einsatzland. Es können rund 25000 bis 30000 verschiedene Varianten zusammengestellt werden." Im Oktober stand das Regelwerk für alle Fahrzeuge zur Verfügung.

Seit November läuft die dritte Phase des Projekts, in der zunächst Auslandsniederlassungen an das zentrale System angebunden werden. Anschließend integriert Deutschmann auch die Händler, die dann auch die Fahrzeuge konfigurieren können. Bis Jahresende wird das neue Produkt das alte Auftragssystem ablösen; die Fahrzeugaufträge könnten dann automatisch im ERP-System abgelegt werden.

Das 500000 Euro teure Projekt soll sich in weniger als zwei Jahren amortisiert haben. Wenn alles gut läuft, erhofft sich Deutschmann eine "Durchlaufzeit von Auftragseingang bis zur Fertigungsfreigabe nicht mehr in Tagen, sondern in Stunden".

Zudem setzt er in den nächsten drei Jahren darauf, alle relevanten Daten elektronisch zu archivieren. Darum lässt er die Fahrzeugdaten der vergangenen 20 Jahre einscannen und verschlagworten. Zusätzlich baut er das Archivsystem weiter auf, um auch die tägliche Post zu scannen.

Derzeit muss Deutschmann allerdings auf die Kostenbremse drücken: "Dieses Jahr können wir auf Grund der wirtschaftlichen Situation nicht mehr groß investieren. Konsolidierung ist angesagt." Für den "technikverliebten" IT-Macher bedeutet dies keine Ruhephase. Vielmehr bereitet er alle Prozesse auf die Einführung von SAP FI/CO vor und arbeitet an der Verbesserung der Fertigungs- und Logistikprozesse. n

Heide Witte