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Thema des Tages

Gartner: Windows 2000 wird richtig teuer

10.09.1999
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner Group hat im Rahmen einer aktuellen Untersuchung prophezeit, daß Unternehmen beim Umstieg auf Microsofts NT-Nachfolger Windows 2000 mit enormen Kosten rechnen müssen.

"Unternehmen müssen wissen, daß eine Senkung der TCO (Total Cost of Ownership) den Umstieg auf Windows 2000 auf dem Desktop nicht rechtfertigt", erklärte Gartners Research Director und Vice-President Michael Gartenberg. "Aufgrund der hohen Migrationskosten können Firmen schon Geld verlieren, bevor sie überhaupt den ersten Rechner anfassen." Frühestens drei Jahre nach dem Umstieg sei mit ersten sichtbaren Einsparungen zu rechnen, befürchtet der Gartner-Mann. Bis dahin sei man ohnehin schon wieder auf ein neues OS umgestiegen.

Für Desktop-Rechner, die heute bereits unter Windows NT 4 laufen, setzt Gartner für die Migration durchschnittliche Kosten zwischen 1250 und 2050 Dollar an. Noch deutlich teurer wird der Umstieg bei PCs, die derzeit Windows 95/98 als Betriebssystem verwenden: Hier sind nach Ansicht der Experten Aufwendungen zwischen 2050 und 3100 Dollar pro System zu erwarten. Bei der Berechnung gingen die Auguren von einem Unternehmen mit 2500 vernetzten PCs aus. Eingerechnet wurden Fixkosten, Arbeitsaufwand, eventuelle Kosten für die Anpassung der Hardware an die Systemanforderungen (etwa zusätzlicher Hauptspeicher) sowie Ausgaben für Tests und Softwarebeschaffung. Kosten für die Umstellung von Servern sowie die Einführung des Verzeichnisdienstes "Active Directory" sind dabei noch nicht berücksichtigt.

Ein Grund für die hohen Kosten liegt laut Gartner in der Verflechtung des Betriebssystems mit Tools von Drittherstellern. Microsoft habe Windows 2000 zwar eigene Hilfsprogramme mitgegeben und auch noch verschiedene dazugekauft. Dennoch kommen Unternehmen aus Sicht der Auguren auch weiterhin nicht umhin, zusätzlich in Tools andere Anbieter zu investieren, um Schwachstellen des Betriebssystems (unter anderem in den Bereichen Verzeichnisdienst, Sicherheit, Storage- und Server-Management) auszubügeln.

Microsoft hat zu diesen "Horrorzahlen" bislang noch keine Stellung genommen - man habe den Report noch nicht im Detail studieren können und müsse die Methodik der Untersuchung erst einmal genau prüfen, hieß es in einem ersten Statement. Produkt-Manager Karan Kahnna verwies allerdings auf eine von der Gates-Company bei Arthur Andersen in Auftrag gegebenen Studie zum gleichen Thema. Diese hatte ergeben, daß die Kosten für den Umstieg auf Windows 2000 "stark variieren" würden. Gleichzeitig sollten die Einsparungen durch die technischen Verbesserungen des neuen Betriebssystems gegenüber vorigen Versionen die Anschubkosten deutlich übertreffen.

Auf eine Kostenspanne wie die von Gartner genannte wollte sich Kahnna jedenfalls nicht festnageln lassen. "So etwas ist unheimlich schwer festzumachen", wand sich der Microsoft-Mann. "Das kommt ganz auf das Kunden-Szenario an."

Die International Data Corp. (IDC) hat in einer aktuellen Studie ebenfalls die Migration auf Windows 2000 untersucht, allerdings nicht in bezug auf den Kostenaspekt. Sie hat ermittelt, daß ohnehin die meisten Firmen nach der Markteinführung des NT-Nachfolgers im Schnitt zwischen sechs und 18 Monaten verstreichen lassen werden, bevor sie das neue Betriebssystem auf breiter Front einführen. Die neuen Features sollen erst einmal genügend ausreifen - zu groß ist die Angst vor beziehungsweise die Erfahrung mit fehlerbehafteten Erstversionen.