IT-Abteilungen unter Druck

Gartner singt den Blues

10.11.2008
Von 
Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.

IT-Manager müssen reagieren

Alle Gartner Analysten, die auf der ITxpo die Entwicklungen in ihren Fachgebieten beschrieben, rieten den Anwendern dringend, sich auf die Krise vorzubereiten und mit gravierenden Konsequenzen zu rechnen. Mark Raskino erklärte die Trennung zwischen Finanz- und Realwirtschaft für Makulatur: "Jenseits aller Spekulationen finanzieren die Banken die Realwirtschaft und wenn die Finanzierung nicht mehr funktioniert entstehen jede Menge Probleme."

Andererseits ließ Gartner nichts unversucht, den Teilnehmern Mut zu machen. Immer wieder fielen Sätze wie: "Die wichtigsten Ideen entstehen in schlechten Zeiten." Plato wurde zitiert: "Die Not ist die Mutter alles Neuen." Und natürlich: "Krisen sind immer auch große Chancen." Um letztere zu wahren riet Sondergaard dazu, sich vor allem um folgende Dinge zu kümmern: "Optimieren Sie Ihre IT-Budgets. Kümmern Sie sich um den wichtigsten Trend im kommenden Jahr, die Virtualisierung, und bemühen Sie sich, bis 2010 ihre IT-Systeme modernisiert zu haben." Weitere wichtige Betätigungsfelder für CIOs sieht er in den Themen Green IT, Business Intelligence, SOA und BPM sowie im Multisourcing. Der Chef-Denker von Gartner mahnte aber auch: "Die Business Seite erwartet nach wie vor mehr von der IT als diese heute liefert." Diese Lücke zwischen Erwartungen und Lieferfähigkeit gelte es trotz der wahrscheinlich im nächsten Jahr geringeren Mittel zu schließen.

Redundanzen auflösen

Andy Kyte, Gartners Applikations-Spezialist stieß ins gleiche Horn: "Wir müssen überdenken, wie wir die Dinge tun, die wir tun." Beispielsweise gehe es darum, Redundanzen aufzulösen. "Natürlich brauchen wir CRM-Systeme, aber brauchen wir in einem Unternehmen fünf davon?" fragte er provokant. Die vorhandenen Systeme müssten effizienter betrieben werden. Das bedeute auch, Applikationskosten über den gesamten Lebenszyklus einer Anwendung zu betrachten und nicht nur ihre Anschaffungskosten zu sehen. Noch konzentrierten sich CIOs zu stark auf die Akquisitionskosten, die Betriebskosten würden zu selten in Betracht gezogen. "Kürzlich erzählte mir ein Kollege, dass er und seine Frau ein Baby bekämen. Nein, antwortete ich, ihr bekommt einen Teenager, der nur in einem besonders kleinen Paket geliefert wird." So sei es auch mit Anwendungen. Mit zunehmendem Alter, stiegen die Betreuungskosten. Deshalb sei auch das Thema IT-Modernisierung so wichtig. "Denken Sie daran, bald wird es keine Cobol-Programmierer mehr geben. Die Alten gehen in Pension und an den Schulen wird das gar nicht mehr gelehrt."

IT-Infrastruktur überprüfen

Brian Gammage, Gartner Fellow mit dem Spezialgebiet Infrastruktur, rief die Teilnehmer dazu auf, die IT-Infrastruktur ihrer Unternehmen genau zu überprüfen. "Infrastruktur ist nach wie vor ein wichtiges Thema. Nicht alle, aber einige Systeme sind nach wie vor wichtig für die Leistungsfähigkeit ihrer Unternehmen." Er riet dazu, Infrastruktur wie ein Portfolio zu managen. "Differenzieren Sie zwischen kritischen, wichtigen und Commodity-Systemen." Vor allem bei Letzteren ließen sich Kosten sparen, durch klassische Auslagerung aber auch durch Cloud-Computing-Ansätze.