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Gartner: IT-Strategie ist wieder ein heißes Thema

23.09.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) -Trotz anhaltendem Kostendruck gewinnt der strategische Wert der IT für Unternehmen an Bedeutung. Mit dieser Botschaft versuchte Klaus-Uwe Höffgen, Vice President Consulting bei Gartner Deutschland, IT-Managern und -Anbietern Mut zu machen. "IT-Strategie ist wieder ein heißes Thema", proklamierte er auf einer Kundenveranstaltung des Marktforschungs- und Beratungshauses.

Aus Sicht der CIOs haben sich die entscheidenden Business-Trends in den vergangenen vier Jahren deutlich verändert, argumentierte Höffgen unter Verweis auf Gartner-Befragungen. Stand in den Jahren 2001 und 2003 noch das Thema Kostensenkung ganz oben auf der Agenda, so befassten sich Manager in diesem Jahr vorrangig mit der Frage, wie sich mit Hilfe von IT Geschäftsprozesse verbessern lassen. Gewandelt habe sich auch die Einstellung zu den vielfältigen Sicherheitsbedrohungen, die als zweitwichtigster Trend wahrgenommen würden. Erst an dritter Stelle rangierten die noch immer vorhandenen Kostenzwänge.

Nach der Lesarts Höffgens lässt sich die IT aus zwei Blickwinkeln betrachten: entweder als Utility, die es ähnlich wie Wasser oder Strom möglichst günstig einzukaufen gelte, oder aber als Teil der Wertschöpfungskette im Unternehmen. Entscheiden sich CIOs für letztere Betrachtungsweise, müssen sie den Wertbeitrag der IT deutlich machen, so der Gartner-Experte. Unabdingbar sei in diesem Fall eine "Contribution Strategy", die dem Top-Management den Nutzen der IT deutlich macht: "In erfolgreichen Unternehmen ist der Beitrag der IT zu den Geschäftszielen sichtbar und geplant."

Das ist leichter gesagt als getan, wie Höffgen einräumt, zumal es in etlichen Unternehmen schon an einer Grundvoraussetzung mangele: der Glaubwürdigkeit der IT gegenüber den Business-Managern. Diese müsse in vielen Fällen erst aufgebaut werden; IT-Organisationen durchlaufen dabei verschiedene Stadien, die Gartner in einer "IT Credibility Curve" darstellt: Sie beginnt mit einem Zustand der Unsicherheit bezüglich der gewünschten IT-Leistungen; die nächste Phase ist noch von Skepsis der IT-Nutzer geprägt. Idealerweise folgen darauf Akzeptanz und schließlich Vertrauen. Erst auf der höchsten Ebene, die Gartner Respekt nennt, gelinge es IT- und Fachabteilungen gemeinsam, Wettbewerbsvorteile zu generieren.

Diese Art der Vertrauensbildung sollte mit Hilfe einer "Delivery-Strategie" geplant werden, rät Gartner. Sie legt genau fest, was die IT leisten muss und entspricht am ehesten der klassischen IT-Strategie. In Kombination mit der Contribution-Strategie kämen Unternehmen dem großen Ziel näher, mit Hilfe der IT ihr Geschäft zu voranzubringen.

Doch auch die ausgefeilteste Strategie ist kein Erfolgsgarant, warnte Höffgen. In der Praxis scheiterten viele Unternehmen an der Implementierung. Mit Millionenaufwand erstellte Strategiepapiere verstaubten in den Aktenschränken, wenn sie nicht durch eine klare Roadmap zum Leben erweckt würden. Zudem bedürfe es einer regelmäßigen Aktualisierung. Höffgen: "Das Management der IT-Strategie ist kein einmaliges Ereignis sondern ein laufender Prozess." (wh)