SAP und Oracle vorne

Gartner identifiziert die Top 5 im Markt für Supply Chain Management

21.09.2017
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
SAP, Oracle, JDA Software, Infor und Manhattan Associates waren nach Umsatz und Marktanteilen 2016 die bedeutendsten Anbieter im Markt für Supply Chain Management (SCM) weltweit. Das Marktvolumen belief sich auf 11,2 Milliarden Dollar, ein Plus von 9,8 Prozent gegenüber 2015.

SCM-Kunden neigen zur Treue: Wer seine Wertschöpfungs- und Lieferketten vom Rohstofflieferanten bis zum Endkunden einmal durchorganisiert hat, wird kaum ohne Not die Software wechseln. Es geht also für die Hersteller zu einem Gutteil um das Upgrade-Business mit Bestandskunden, zum anderen aber immer noch auch um Neukunden, die sich erstmals mit Lieferketten-Services beschäftigen.

Die Marktführer im SCM-Markt sollten sich nicht zu sicher fühlen: Neue Technologien, hier zum Beispiel Augmented Reality, könnten zu bisher ungeahnten Kundenanforderungen führen.
Die Marktführer im SCM-Markt sollten sich nicht zu sicher fühlen: Neue Technologien, hier zum Beispiel Augmented Reality, könnten zu bisher ungeahnten Kundenanforderungen führen.
Foto: Zapp2Photo - shutterstock.com

Der SCM-Markt der im vergangenen Jahr von 10,1 auf 11,2 Milliarden Dollar anwuchs, wird der Gartner-Studie "Market Share: Supply Chain Management, Worldwide, 2016" zufolge mit beträchtlichem Abstand von der SAP AG angeführt. Mit einem Marktanteil von 26,2 Prozent entfällt mehr als ein Viertel des Kuchens auf die Walldorfer Softwareschmiede. Auf den Plätzen folgen Oracle (13,9 Prozent), JDA Software (4,3), Infor Global Solutions (2,2) und Manhattan Associates (2,0).

Infor wächst im SCM-Markt rasant

Trotz des vergleichsweise geringen Markanteils fällt Infor aus dem Rahmen: Das Unternehmen konnte seine Einnahmen gegenüber dem Vorjahr um 130 Prozent erhöhen. Solide wuchsen Marktführer SAP (zehn Prozent) und Verfolger Oracle (7,3 Prozent). Für die drittplatzierte JDA Software ging es dagegen nur um 1,7 Prozent bergauf. Als besonders prosperierende Teilmärkte stellten sich laut Gartner Procurement mit zwölf Prozent Wachstum und Supply Chain Execution (10,2 Prozent) heraus.

Der weltweite SCM-Markt im Jahr 2016 laut Gartner
Der weltweite SCM-Markt im Jahr 2016 laut Gartner
Foto: Gartner

Wie Dwight Klappich, Research Vice President bei Gartner, ausführt, wachsen die fünf Topanbieter schneller als der Markt. Die Top-Player seien im Vorteil, weil sie bereits über einen großen, etablierten Kundenstamm verfügten, von dem sie mit Wartungsdiensten und Updates profitieren könnten. "Das ist ein sehr gesundes Geschäft", kommentiert Klappich. Viele Bestandskunden setzten noch Lösungen der zweiten und dritten Generation ein und müssten nun aufgrund starker technischer Veränderungen im Markt aufrüsten.

SCM-Neueinsteiger entscheiden sich für die Marktführer

Doch auch im Geschäft mit Neukunden könnten die fünf Top-Anbieter schneller zulegen als ihre kleineren Herausforderer. Dem Analysten zufolge klopfen zurzeit viele Kunden aus Lateinamerika, Osteuropa und dem südlichen Afrika an die Türen der Softwarehäuser. Sie seien überwiegend geneigt, Topanbieter wie SAP oder Oracle zu wählen, weil dies die breiteste Palette an Diensten böten, sich preislich in einem akzeptablen Bereich bewegten und den Kundenwünschen am ehesten gerecht werden könnten.

"Die Mega-Vendoren werden einen erklecklichen Anteil am Geschäft mit Neukunden halten, weil deren Anforderungen meist nicht besonders komplex sind." Spezialanbietern mit Apothekenpreisen seien für diese Klientel uninteressant, für den Einstieg reiche eine "Good-enough"-Lösung aus.

Was Akquisitionen angeht, ist es im SCM-Markt eher ruhig geworden. Noch vor zehn Jahren gab es jede Menge Akquisitionen, kleinere Spezialisten wurden von den großen Häusern mehr oder weniger aufgesogen. Die einzige erwähnenswerte Übernahme tätigte Oracle im September 2016 mit dem Kauf von LogFire - doch dieser Deal wäre 2007 wohl nur als kleiner Punkt auf dem Radar der Softwareindustrie wahrgenommen worden.

Klappich mahnt die großen Anbieter trotz der guten Perspektiven, sich keinesfalls auf ihren Lorbeeren auszuruhen: "Es gibt weiter Wachstumspotenzial, aber dafür braucht es eine fokussierte Strategie", so der Gartner-Mann. Die großen Fünf seien gut beraten, aufmerksam zu verfolgen, was auf den hinteren Plätzen im Ranking passiere. Es gebe immer noch genügend Raum für disruptive Newcomer, die aus dem Nichts kommen und den Etablierten das Leben schwermachen könnten.