Gartner Group prognostiziert Mini-Preiskrieg: Digital Equipment will Baby-VAX bringen

02.04.1982

LONDON (CW) - Eine "Baby-VAX" noch in diesem Jahr erwartet das Marktforschungsunternehmen Gartner Group. Mit 1 MB Hauptspeicher soll der Winzling noch unter 15 000 Dollar kosten. Damit, vermutet das britische Fachmagazin Infomatics weiter, wolle Digital Equipment einen Minicomputer-Preiskrieg anzetteln.

Gartner rechnet mit zwei neuen VAX-Modellen: 730 sowie 710, letzteres auf Mikroprozessorbasis. Während die 11/730 möglicherweise kurzfristig erscheint, wird die 11/710 etwa im September erwartet. Schon seit einiger Zeit liege die Möglichkeit eines Preiskampfes in der Luft, seit nämlich auch DEC gezwungen ist, Produktionsüberhänge schneller abzubauen.

Gegenüber den Erwartungen vom August vergangenen Jahres sei die Rezession auf dem amerikanischen Markt erheblich stärker eingetreten. Digital ist nach der Einschätzung der Analysten der Gartner Group stark genug, einen Preiskampf durchzuhalten, während andere Unternehmen davon stark betroffen werden dürften. Die billige VAX werde DEC in die Lage versetzen, die Preise für alle Minicomputer zu senken. Dies beeinträchtigte dann besonders Unternehmen, die vor allem im 32-Bit-Markt zu Hause sind. Gartner nennt hier Prime als zum Teil verletzbar sowie Data General.

Trotz der Ankündigung ihrer Mikro-Eclipse sei das Unternehmen noch nicht aus dem Gröbsten heraus. Die Bedrohung mit den niedrigen VAX-Preisen wird DG an einer Stelle treffen, an der das Geschäft zur Zeit recht gut läuft: im Bereich des Superminis MV/8000. Data General setzte zwar auf die kleinere Version MV/6000, doch gibt es damit immer noch Probleme. So sei es dem Unternehmen nicht gelungen, die Fertigungskosten auf das geplante Niveau zu senken, was schon zu einer verspäteten Ankündigung geführt hätte.

Weitere Probleme verursachten eine verzögerte Auslieferung der MV/6000. Bis in das Jahr 1983 hinein rechnet Gartner nicht mit positiven Nachrichten aus dem Hause Data General. Die Negativmeldungen belasteten auch den Aktienkurs in den vergangenen Wochen. So sollen die Data-General-Papiere unter dem Nennwert verkauft werden.

Dies wiederum mache die Gesellschaft für einen Partner, der über genügend Kapital verfügt und in hochentwickelte Technologie investieren will, attraktiv. Sollten noch weitere sechs Monate lang relativ gute Nachrichten von ICL kommen, könnten die Gerüchte "ICL kauft DG" über Kaufabsichten wieder aufleben, die bereits vor einigen Jahren umliefen.

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