Gartner Group: Das E-Business braucht neue CIOs

15.05.2001
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Während das E-Business die Geschäftslandschaft verändert und sich letztlich auch ganze Gesellschafts- und Wertesysteme in Richtung digitale Wirtschaft bewegen, stellt sich bereits die Frage, wie Firmen und Organisationen nach der Einführung der Internet-Ökonomie aussehen werden. Dieses Zukunftsszenario stand jedenfalls im Mittelpunkt des Europa-Symposiums "IT-Xpo2000" der Gartner Group.

Die Botschaft für die mehr als 4000 in Cannes anwesenden IT-Manager war eindeutig: Die Wandlung zum Business-orientierten Manager ist unabdingbar. Und: Dessen eigentlicher "Job" wird nicht einfacher - mehr als die Hälfte aller IT-Aktivitäten werden sich über kurz oder lang auf Bereiche außerhalb der klassischen Unternehmensgrenzen konzentrieren müssen.

Michael Fleisher, Präsident und CEO bei Gartner, stellte in seiner kurzen Eröffnungsansprache eigentlich nur drei Fragen, von deren Relevanz sich ihm zufolge alles im Zusammenhang mit dem E-Business und damit der Zukunft der Informationsverarbeitung in Unternehmen ableiten lässt. Entscheidend sei, so Fleisher, nicht die Frage, ob "das Internet die Industrie und die Gesellschaft verändert". Auch nicht, ob Vorstände und CEOs dieses "machtvolle Instrument nutzen wollen".

Von Belang sei vielmehr ein anderer Aspekt - der nämlich, wer "im Unternehmen neue Technologien erkennt und zum Einsatz bringt".

Und hier sieht es derzeit offenbar für die IT-Verantwortlichen nicht sehr rosig aus. Der Gartner-Chef lieferte die Begründung gleich mit, indem er den Finger direkt in die Wunde vieler Konferenzteilnehmer legte: "Wen konsultiert Ihr CEO bei E-Business-Projekten?" Antwort: "Sie nicht." 40 Jahre lang sei, so Fleisher, die IT "bloßer Kostenfaktor" gewesen, jetzt habe sie sich unumkehrbar als "Motor zur Geschäftsentwicklung" etabliert. Doch wehe dem, der in dieser Feststellung nur die Wiederholung einer seit Jahren strapazierten Worthülse von Marketiers und Beratern sieht!

Kulturellen Wandel vorleben

Mit dieser "Hypothek" belastet hätten - salopp formuliert - die IT-Xpo-Besucher eigentlich wieder ihre Heimreise antreten können. Doch die Gartner-Analysten machten den IT-Managern Hoffnung - unter der Voraussetzung, dass sie den durch die Internet-Wirtschaft ausgelösten "Cultural Change" selbst vorleben, sich quasi an dessen Spitze setzen. "Sie allein verstehen die Technologie, können die Folgen ihres Einsatzes beurteilen und abschätzen. Sie müssen nur endlich beginnen, wirtschaftlich zu denken", hieß es sinngemäß in zahlreichen Vorträgen.

Bedingungen für ein "Comeback" klassischer IT-Professionals als Lenker (und Denker) in E-Business-Projekten seien aber eine endgültig neue Definition der Rolle des CIO sowie das "Schlachten einiger heiliger Kühe der IT".

Letzteres dürfte vor allem auch deshalb notwendig sein, weil gemäß dem von Gartner vorgestellten so genannten E-Business-"Hype"-Zyklus viele Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten zunehmend realisieren werden, dass das "Going E" nicht das automatische Allheilmittel für alle Probleme war, und deshalb ernsthaft an ihren einschlägigen Investitionen zweifeln.

Mit fatalen Folgen, wie Alexander Drobik, Gartner-Vice-President für Business Management Research, zu bedenken gab. Denn spätestens jetzt gehe es ans Eingemachte, muss sich der Erstellung eines einfachen Online-Auftritts eine unternehmensweite E-Business-Strategie unter Einbeziehung von Geschäftspartnern, Lieferanten und Kunden anschließen.

Mit anderen Worten: Die IT ist gezwungen, den drei wichtigsten Business-Trends Globalisierung, Virtualisierung und Transparenz zu folgen.