Auch für Windows 7 droht eine Verspätung

Gartner: Große Anwender sollten Vista nicht auslassen

10.12.2007
Auch wenn die Option für manches Unternehmen verführerisch aussehen mag - Gartner rät dazu, ein Überspringen des neuen Betriebssystems Windows Vista von Microsoft sorgfältig zu überdenken.

Sonst könnte sich die Entscheidung später rächen, warnen die Marktforscher. Viele Unternehmen hätten bereits den Start ihrer Vista-Migrationen "signifikant verzögert", wobei die meisten ein Deployment für Ende 2008 oder sogar erst Anfang 2009 ansetzten. Einige bringe das auf die Idee, Vista gleich ganz auszulassen.

Gartners Research Vice President Michael Silver warnt allerdings, dass der unter dem Codenamen "Windows 7" entwickelte Vista-Nachfolger sich genauso verspäten und ebenso schwierig einzuführen sein könnte wie Vista selbst.

"Firmen, die versuchten, Windows 98, Windows 2000 und Windows XP zu überspringen, hatten oft Support-Probleme mit ISVs (Independent Software Vendors) sowie eine schwierige und oft überhastete oder erzwungene Migration", sagt Gartner. "Unternehmen, die Vista auslassen wollen, drohen die gleichen Schwierigkeiten."

Zwar unterstütze Microsoft die Business-Versionen von Windows für mindestens zehn Jahre und es werde für XP wahrscheinlich noch bis zum Jahr 2014 Unterstützung mit Security-Fixes geben. Viele Softwareanbieter würden ihre Produkte aber keinesfalls so lange auf XP supporten und auch keine neuen Versionen ihrer Produkte auf älteren Betriebssystemen. Gartner geht hier davon aus, dass die meisten Softwarefirmen ihre Produkte ab Anfang 2010 nicht mehr auf XP supporten und ab 2012 XP nicht mehr als Grundlage neuer Versionen ihrer Applikationen unterstützen werden.

Und Microsoft habe zwar angekündigt, Windows 7 rund drei Jahre nach der Markteinführung von Vista herausbringen zu wollen. Doch sei "die Erfolgsgeschichte von Microsoft für die Auslieferung neuer Windows-Versionen nicht gut", sagt Gartner und verweist dazu auf die deutlichen Verspätungen von sowohl Windows 2000 als auch Vista.

Falls die nächste Windows-Version - vermutlich ein ziemliches Major Release - sich ebenfalls verspäte, dann müssten Firmen, die Vista auslassen wollten, eine große Zahl von XP-Rechnern länger unterstützen als gewünscht und würden zudem vermutlich zum Umstieg auf Windows 7 gezwungen sein, bevor all ihre Softwarelieferanten dieses unterstützten.

Firmen, denen es an einem echten Business Case für das Vista-Upgrade fehlt, empfiehlt Gartner zumindest, das neue Betriebssystem nur mit neuer Hardware ins Unternehmen zu bringen (was bei typischen Austauschzyklen drei bis vier Jahre dauern könnte).

Für kleinere Firmen sei es unter Umständen sinnvoller, Vista gar nicht einzuführen. Ihnen fehlten die nötigen Skaleneffekte, um dauerhaft mehrere Betriebssysteme zu unterstützen, was vollumfängliche "Gabelstapler"-Migrationsprojekte effizienter mache.

Solche Forklift-Deployments legt Gartner auch großen Anwendern dann nahe, sofern sie eine Vielzahl im eigenen Hause entwickelter Applikationen einsetzten. Andernfalls seien die Inhouse-Entwickler gezwungen, diese Anwendungen auf mehreren Betriebssystemen zu unterstützen, was "die Entwicklungskosten erheblich steigere". (tc)