Gartner: Billig-Notebooks für Entwicklungsländer sind wichtig für PC-Industrie

05.10.2007
Laut dem IT-Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner suchen Anbieter von PC-Technologien nach neuen Wachstumschancen in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Hiermit einher geht ein wachsendes Interesse der Hersteller an sehr preisgünstigen Notebooks, die insbesondere im Bildungsbereich eingesetzt werden könnten. Von diesem Gedanken hatte sich bereits Nicholas Negroponte vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) leiten lassen, als er das Projekt "One Laptop per Child" (OLPC) entwarf. Der ursprünglich auf 100 Dollar veranschlagte Rechner, der über Regierungsstellen an Entwicklungsländer vertrieben werden soll, verteuerte sich aber zusehends und soll mittlerweile schon rund das Doppelte des ursprünglichen Preises kosten.

Nicholas Negroponte hat mit seinem grünen OLPC-Notebook als Erster den Markt der Entwicklungsländer adressiert.
Nicholas Negroponte hat mit seinem grünen OLPC-Notebook als Erster den Markt der Entwicklungsländer adressiert.
Foto: OLPC

Gartner-Analysten sagen voraus, dass bis Ende des Jahres 2012 über sechs Millionen Billig-Notebooks für den Erziehungsbereich verkauft sein werden, davon allein im kommenden Jahr annähernd eine Million. "PC-Händler, die Regierungen und Entwicklungsorganisationen in Entwicklungs- und Schwellenländern ansprechen, sollten bis Mitte 2008 einen Plan für die Einführung von Billig-PC-Modellen in Asien und Lateinamerika geplant haben oder sie werden die frühen Chancen, die der Markt für billige Bildungs-PCs bietet, verpassen", sagt Annette Jump, Research Director bei Gartner.

Neben dem OLPC-System hat auch Intel mit dem "Classmate PC" ein Konzept für einen Billig-Laptop präsentiert. Anfänglich hatte sich das Unternehmen strikt geweigert, sich an der OLPC-Initiative zu beteiligen, weswegen in den Negroponte-Systemen auch AMD-Prozessoren zum Einsatz kommen. Außerdem läuft das System unter Linux, was wiederum Microsofts Gründer und technologischen Vordenker Bill Gates zu einigen despektierlichen Bemerkungen Anlass gab.

Luis Anavitarte, Vice President Research bei Gartner, glaubt, dass Nachzügler Intel trotzdem das umfassendere Konzept für ein für Entwicklungsländer gedachtes Notebook vorweisen kann. Zum Classmate-PC-Konzept gehöre neben dem eigentlichen Rechner auch eine Netzinfrastruktur, das Training von Ausbildungspersonal sowie weitere Lernunterlagen. "Dieses quasi an die Erfordernisse eines Systems für Klassenzimmer ausgerichtete Konzept dürfte größere Chancen besitzen, die Stückzahlen für sehr billige PCs in die Höhe zu treiben", sagte Anavitarte. Hardware allein reiche für die Bedürfnisse der Kinder in Entwicklungsländern nicht aus. Sie müssten eben auch Software und Lernapplikationen in den jeweiligen Landessprachen angeboten bekommen.

Damit Billig-PCs sich am Markt durchsetzen, seien verschiedene Faktoren wichtig, sagte Gartner-Analystin Jump: Hierzu zählt sie die Unterstützung und die finanzielle Hilfe von Regierungen; ferner der Support von Microsoft, AMD und Intel; ein attraktiver Preis; Software und Training in der Landessprache sowie schließlich die Finanzierung der Support-Kosten. (jm)