Marktforscher erstellen Business Confidence Index für Europa

Gartner beweist: IT-Ausgaben zahlen sich aus

18.10.2002
MÜNCHEN (CW) - Hohe IT-Ausgaben lohnen sich laut Gartner besonders in wirtschaftlich schlechten Zeiten. Die Analysten rechnen vor, dass investitionsfreudige Unternehmen deutlich mehr Gewinn erwirtschaften.

Besteht eine positive Wechselwirkung zwischen den Ausgaben für Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) und der Rentabilität eines Unternehmens bei schlechter Konjunkturlage? Diese Fragen beantworten die Marktforscher von Gartner nach intensiven Recherchen bei europäischen Firmen mit einem eindeutigen Ja.

Ihr Ergebnis: In wirtschaftlich schlechten Zeiten ist es der falsche Weg, am IKT-Budget zu sparen. Begriffen hätten das vor allem Unternehmen in Großbritannien und Spanien, die mit Hilfe der Informations- und Kommunikationstechnik erfolgreich Einfluss auf den Gewinn nehmen. Ganz anders in Deutschland. Hier, so die Gartner-Recherchen, knausern die Firmen bei den IKT-Investitionen und sehen darin kaum eine Stellschraube für den Unternehmenserfolg.

Die Analyse der Marktforscher von fast 1000 europäischen Topunternehmen und ihr Ranking im "Business Confidence Index" widerlegt die pessimistische Haltung der deutschen Manager jedoch eindeutig. Die Auguren stellten fest, dass Organisationen, die erhebliche Beträge für ihre IT-Infrastruktur aufbringen, durchschnittlich 2,4 Prozent mehr Gewinn erwirtschafteten als jene, deren Investitionsvolumen unter dem europäischen Mittel lag. Der Ertrag von Unternehmen mit hohen IKT-Ausgaben belief sich auf 9,1 Prozent des Gesamtumsatzes.

Im Vergleich dazu erzielten Firmen, die weniger investierten, nur einen Gewinn von 6,7 Prozent. Ein Viertel der Unternehmen mit hohen IKT-Ausgaben erreichte sogar Gewinne zwischen zehn und 20 Prozent.

England und Spanien in Front

Gestützt wird die These der Marktforscher vor allem durch die britischen und spanischen Probanden. Sie sind in puncto IKT-Investment als Mittel zum ökonomischen Erfolg nicht nur besonders optimistisch, sondern auch erfolgreich. In den beiden Ländern, so ergab die Erhebung, ist das IKT-Engagement derzeit am stärksten - mit der Folge, dass die Gewinne am höchsten ausfallen. Neun der Top-20-Unternehmen stammen aus England, fünf aus Spanien. Zwei kamen aus Frankreich, und jeweils nur eine Company aus Deutschland, Irland, den Niederlanden und Schweden. Von möglichen 100 Punkten erreichten die 20 besten Unternehmen zwischen 67 und 76 Zähler. Die wenigsten Vertreter unter den Top 100 stellen Deutschland, Schweden und die Niederlande. Insgesamt haben nur sechs deutsche Firmen den Sprung unter die besten Hundert geschafft, davon lediglich zwei in die erste Hälfte.

Mit dem Konjunkturoptimismus und dem Willen, mit Hilfe der IKT an der Erfolgsschraube zu drehen, ist es in deutschen Unternehmen laut Gartner nicht gut bestellt. Die Umfrage brachte ans Licht, dass insbesondere deutsche und französische Führungskräfte der IKT kaum ein kurzfristiges Optimierungspotenzial für die Unternehmensleistung zutrauen. Gartner hat für diesen Pessimismus nur eine Erklärung: die rückläufigen IKT-Budgets hierzulande. Bei den in Deutschland befragten Teilnehmern lag das Investitionsvolumen unter dem von vor zwei Jahren - Tendenz weiter sinkend.

Obwohl sich Investitionen als einflussreichster Faktor für eine bessere finanzielle Firmenleistung herausstellen, weist Gartner auf die Notwendigkeit der Ausgewogenheit hin. Nur in einen Bereich wie zum Beispiel Customer-Relationship-Management oder Supply-Chain-Management zu investieren führe, so die Studie, in Bezug auf die Gesamtleistung des Unternehmens zu keinen signifikanten Verbesserungen. Einig sind sich die Befragten in ganz Europa, dass IKT-Investitionen vor allem dazu beitragen, die Kosten zu senken. Weitere Effekte sind eine verstärkte Marktpräsenz und bessere Steuerung von Geschäftsaktivitäten. (pg)

Methode

Die Marktforscher der Gartner Group haben im Sommer 973 Führungskräfte von Großunternehmen in den acht Ländern Belgien, Deutschland, England, Frankreich, Irland, den Niederlanden, Schweden und Spanien befragt.

Der Schwerpunkt der Gespräche sowie der anschließenden Analyse lag auf den fünf Kategorien Performance, Firmenkultur, Investitionsstrategie, Kundenfokussierung sowie wirtschaftliche Situation des Unternehmens. Die Ergebnisse der Gespräche wurden von Gartner dann mit den makroökonomischen Daten der jeweilige Branche sowie des Landes kombiniert und zum Business Confidence Index - einer Art Stimmungsbarometer - ausgewertet. Dabei konnten die Teilnehmer maximal 100 Punkte erzielen.