Gartner: 50 Prozent der RZ-Jobs verschwinden

06.12.2004
Rechenzentren werden zu IT-Fabriken, und der Mensch verliert an Bedeutung.

Die Analysten von Gartner sind dafür bekannt, sich weit aus dem Fenster zu lehnen - diesmal haben sie gleich 20 Jahre in die Zukunft geschaut. Dann, so prognostiziert Donna Scott, sind die Hälfte aller operativen IT-Jobs in den USA verschwunden. Das produzierende Gewerbe habe die Entwicklung vorgemacht, die IT werde zwangsläufig folgen. Grund sei die zunehmende Automatisierung in den Rechenzentren sowie die Standardisierung der Infrastruktur, der Applikationen und der Prozesse.

Die Systemverwaltung, die Reaktion auf Vorfälle und das Change-Management machen derzeit rund 55 Prozent der Lohnkosten einer IT-Abteilung aus, berichtete die Analystin auf einer Konferenz in Las Vegas. Im Zuge der Automatisierung werde sich der Systembetrieb aber immer mehr einer fabrikähnlichen Produktion angleichen. Ziel sei die "Echtzeit-Infrastruktur" auf Grundlage einer Service-orientierten Architektur, in welchem Zusammenhang die menschliche Arbeit aus dem System-Management in andere Bereiche wie etwa das Projekt-Management verschoben wird.

Bis sich diese Prognose an der Realität messen lässt, setzt sich Gartner zufolge ein weiterer Trend fort: Offshoring, die Auslagerung von Aufgaben und Prozessen in andere Länder beziehungsweise Kontinente. Gegenwärtig fließen rund 18 Milliarden Dollar an Offshore-Dienstleister. Das entspricht drei Prozent der weltweiten Gesamtumsätze mit IT-Services von gut 600 Milliarden Dollar. Bis zum Jahr 2007 soll der Offshore-Anteil auf knapp sieben Prozent steigen - dann würden rund 50 Milliarden Dollar an Dienstleister etwa aus Indien und Osteuropa überwiesen. Im gleichen Zeitraum wird das gesamte Marktvolumen für IT-Services auf 730 Milliarden Dollar wachsen.

Durch die politische Dimension wird das Thema Offshoring hochgekocht - mit einem aktuellen Marktanteil von drei Prozent vielleicht zu hoch. Gartner empfiehlt Anwendern, die Mythen von der Realität zu trennen. Dennoch würden Offshore-Anbieter langfristig den IT-Einkauf signifikant beeinflussen. (ajf)