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Ganz weit oben

12.02.2003
Von Michael Rosenberg
Dass die Informationstechnik auf die Vorstandsebene ge-hört, steht für Banken und Versicherungen außer Frage. Dass der Vorstandsvorsitzende die Sache selbst in die Hand nimmt, ist hingegen eine Spezialität der Victoria Lebensversicherung AG.

Michael Rosenberg als einen Vorstand „zum Anfassen“ zu bezeichnen, wäre wohl etwas übertrieben. Andererseits kommt es dem Vorstandsvorsitzenden der Victoria Leben - im Gegensatz zu anderen Topmanagern - kaum in den Sinn, sich in eine Aura der Unnahbarkeit zu hüllen. Beispielsweise ist er sich nicht zu schade, die von ihm angeregten und zum Erfolg geführten IT-Projekte persönlich der interessierten Öffentlichkeit vorzustellen.

Zweigleisige Ausbildung 

Als Vorstandsmitglied der Victoria-Mutter Ergo Versicherungsgruppe zeichnet Rosenberg neben der „Leben“-Sparte für die Informationstechnik des Gesamtkonzerns verantwortlich. In dieser Funktion ist er Herr über 1500 IT-Spezialisten und ein Jahresbudget von 450 Millionen Euro. Von sich reden machte er bereits vor fünf Jahren, als er mit dem Projekt „Pro VI“ die Tarifgenerierung und Vertragserstellung völlig umkrempelte und eine „Produktionsstraße für Lebensversicherungen unter industriellen Bedingungen“ in Angriff nahm. Zwei Jahre später führte er den „elektronischen Antrag“ (Elan) ein.

Der heute 50-Jährige trat 1985 als Prokurist in die Victoria ein und gehört seit 14 Jahren zum Topmanagement des Versicherungsunternehmens. Zuvor hatte er sieben Jahre lang für den Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen e.V. in Bonn gearbeitet. Für seine jetzige Aufgabe prädestinierte ihn bereits seine zweigleisige Ausbildung: Einem Studium der Mathematik, Physik und Informatik an der Universität Bonn folgte eine wirtschaftswis-senschaftliche Ausbildung für Diplommathematiker an der Technischen Hochschule Aachen.

Aus seiner Bewunderung für Microsoft hat Rosenberg nie ein Hehl gemacht. Die „konsequente Entwicklung vom Großrechner zum Home-PC“ und „Standardsoftware für jeden Haushalt“ nennt er denn auch als die IT-Entwicklungen, die ihn am meisten beeindruckt haben. Aber mit Sicherheit denkt er auch an den Softwareriesen, wenn er „die Lizenzpolitik von Monopolisten und die Kostendynamik einer Client-Server-Infrastruktur“ als das größte Ärgernis in der Informationstechnik bezeichnet. Und schließlich spielt der weltgrößte Softwareanbieter auch eine tragende Rolle in der Erfahrung, die Rosenberg lieber nicht mehr machen würde: beim „Release-Wechsel von MS-DOS auf Windows in den PC-Systemen unserer Versi-cherungsvermittler“.

Samstags „auf Schalke“ 

Von derartigen Strapazen erholt sich Rosenberg, indem er Golf spielt, Ski fährt und klassische Musik hört. Zu seinen Hobbies zählt der im sauerländischen Menden Geborene aber auch den Gelsenkirchener Fußball-Club Schalke 04, bei dem sich die Victoria als Trikotsponsor engagiert. Zu den Heimspielen des Erstligisten ist er, sofern es seine Zeit erlaubt, in der „Arena auf Schalke“ anzutreffen.

Wichtig sind dem Vielbeschäftigten aber in erster Linie seine Frau und seine beiden Kinder. Ganz allgemein belegt die Pflege menschlicher Beziehungen einen Spitzenplatz auf seiner privaten Prioritätenliste. Auch beruflich spielt der „human factor“ für Rosenberg eine entscheidende Rolle. Ihn beeindrucken vor allem „Verantwortungsträger, die Erfolgsorientierung und Respekt vor den Mitarbeitern in Einklang bringen“.

Zur Person

Er ist Unternehmenslenker und oberster IT-Chef in Personalunion. Für Michael Rosenberg, den Vorstandsvorsitzenden der Victoria Leben AG, Düsseldorf, gehören Geschäft und Informationstechnik unmittelbar zusammen. Mit Projekten wie dem „elektronischen Antrag“ (Elan) versuchte er frühzeitig, das Business ins Netz zu verlegen.