Ganz verspannt statt hier und jetzt

19.10.2011

Einen leichten Dehnungsschmerz nehmen Sie einfach zur Kenntnis und atmen Sie dort hinein." Ächz! Durch eine Verkettung (un-)glücklicher Umstände fand sich die CW-Redakteurin in diesem Herbst nicht beim Bergwandern, sondern in einem Yoga-Kurs wieder. Sehr entspannend, sicher. Aber so ganz konnte sie dann doch nicht abschalten.

Mitten in der "Haltung des Bergs" drängte sich der Gedanke auf, dass sich die Unternehmen alle nach der Decke strecken müssen. Viele drehen sich derzeit auch um 180 Grad - nur nicht aus ihrer Mitte heraus. Vielmehr verlieren sie oft das Gefühl für ihren Beckenboden, sprich: ihre Kernkompetenz. Die "Haltung des Hundes" ist den meisten fremd: Sie dehnen ihre Basis bis zum Zerreißen, strecken aber den (Wasser-)Kopf zu weit nach vorn, was zwangsläufig zu Verspannung führt.

Überhaupt ist die Weltwirtschaft wieder einmal alles andere als entspannt. Die Angst vor einem Zusammenbruch des europäischen Währungssystems droht den zaghaften Aufschwung zu bremsen. Und erneut soll die IT den Sparstrumpf füllen.

Ein Beispiel gefällig? Der Philips-Konzern hat im vergangenen Quartal einen Reinertrag von lediglich 76 Millionen Dollar erzielt. Prompt verkündet er, 4500 Mitarbeiter rauswerfen und die IT-Kosten senken zu wollen. Selbstverständlich ist Sparen ein probates Mittel gegen Profitschwund. Aber kein "nachhaltiges" -schon gar nicht, wenn es die IT-Kosten trifft. Auf Dauer wäre es besser, die Kundenbasis zu vergrößern oder den Vertrieb effizienter zu machen. Und dafür braucht es eine leistungsfähige IT.

Es würde sich wohl auszahlen, nicht gleich beim ersten Dehnungsschmerz die Haltung aufzugeben. Dumm nur, dass Shareholder und Rating-Agenturen hier nicht mitspielen. So hetzt die Wirtschaft von Quartal zu Quartal und schafft sich ihre Krisen häufig selbst - ganz verspannt statt hier und jetzt.