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Gang durch Münchens braune Vergangenheit: Audiofile zum Download

14.07.2006
Wer ein dunkles Kapitel der Münchner Vergangenheit erfahren - noch besser: ergehen - will, kann sich dazu von einem Audioführer leiten lassen, den man aus dem Internet herunterladen kann.

Lange genug hat es gedauert, bis sich die bajuwarische Landeshauptstadt ihrer nationalsozialistischen Geschichte gestellt hat. Es ist nicht falsch, in diesem Zusammenhang von Verdrängungsmechanismen zu sprechen.

Jetzt aber will München vergangene Versäumnisse mit einem künftigen NS-Dokumentationszentrum und einem Rundgang entlang wichtiger historischer Punkte vergessen machen. Die braune Vergangenheit Münchens können Touristen wie Einheimische nun auf einem Spaziergang nachvollziehen, der durch eine im Internet herunter zu ladende Audioführung ergänzt wird. Auf einem MP3-Abspielgerät gespeichert, kann man auf dem so genannten Themen-Geschichts-Pfad historische Orte, Plätze und Bauten anlaufen, die mit der Entstehung und Geschichte des Nationalsozialismus verbunden sind.

Ergänzend zu Informationen, die man in einer Print-Broschüre findet, bietet die Audiodatei neben den Erklärungen zu 15 Stationen in der Stadt auch persönliche Aussagen von Überlebenden, Zeitzeugen, Experten und von Menschen, die sich in besonderer Weise mit dem Thema "Nationalsozialismus in München" beschäftigt haben. Man kann sowohl Dateien zu den einzelnen Stationen aus dem Internet herunter laden als auch alle Informationen in einer einzigen 59 MB großen Audiodatei. Weitere Informationen zum Rundgang erhält man zudem auf der Internetseite der Stadt München.

Kulturreferentin Lydia Hartl sagte bei der Vorstellung des Projekts Themen-Geschichts-Pfad: "München leistet sich bis heute eine Amnesie, was die dunkle Seite seiner Geschichte angeht, und diese Amnesie verschaffte zunächst seinen kriegsmüden Bürgern Trost und ein Gefühl der Sicherheit." Wer nichts mehr wisse von den Orten und deren Historie im Nationalsozialismus, für den stelle dieses Nichtwissen geradezu eine Einladung dar, sich nicht mehr mit unangenehmen Perioden der Geschichte zu befassen.

SPD-Stadtrat Michael Leonhart, der auch Vorsitzender des politischen Beirats für das geplante NS-Dokumentationszentrum ist, sagte, München solle künftig "zentraler Ort in der deutschen Erinnerungslandschaft" werden.

Teil der Erinnerungsarbeit soll das geplante NS-Dokumentationszentrum sein. Dieses ist auf dem Areal von Hitlers Parteizentrale (Arcis-/Ecke Breitnerstraße) geplant. Hier stand das "Braune Haus", das zum Ende des Zweiten Weltkriegs von Bomben zerstört wurde. Der Grundstein für das Zentrum soll im Jahr 2008 gelegt werden, wenn München sein 850-jähriges Bestehen feiert. Allerdings ist die Planung und Realisierung abhängig von einer noch nicht geklärten Finanzierung. (jm)