Alliant stellt Supercomputer vor

FX/2800 läuft unter Unix und hat 28 RISC-Prozessoren von Intel

02.02.1990

MÜNCHEN (CW) - Die Alliant Computer Systems Corp. hat ihr neues Supercomputer- modell FX/2800 vorgestellt. Das System zeichnet sich durch eine maximale Ausbaustufe auf 28 Intel-860-RISC-Prozessoren aus und läuft unter der von Alliant auf Parallelverarbeitung optimierten Berkeley-Unix-Version Concentrix.

Bei der Vorstellung des Nachfolgers der FX/80 wies Alliant darauf hin, daß mit der FX/2800 ein Preis/-Leistungsverhältnis im Supercomputerbereich erreicht worden sei, das Mitbewerber bei weitem in den Schatten stellen würde. In einer typischen Anwenderkonfiguration böte die FX/2800 eine Leistung äquivalent der einer Einprozessorversion der Cray Y-MP. Die Leistung einer VAX9000, Modell 440, würde um das 1,5fache, die einer Convex C-240 um das 2,3fache übertroffen.

Das System kann, beginnend bei acht Prozessoren, auf maximal 28 Prozessoren hochgerüstet werden. Die FX/2800 bietet in der maximalen Ausbaustufe 14 "Super Computational Elements" (SCE) und 14 "Super Interactive Processors" (SIP) für die Multiprozessorverarbeitung kleinerer Jobs, die Systemverwaltung und 3D-Grafik-Verarbeitung Alliant hob hervor, daß über Ethernet, Decnet, TCP/IP, NFS, X-Windows, News und Ultranet die FX/2800 an andere Rechnerwelten angebunden werden kann.

Die CPUs des Alliant-Supercomputers teilen sich einen gemeinsamen Speicher von maximal 1 Gigabyte. Neben einem vier Megabyte großen Cache-Speicher verfügt das System über 16 VME-I/O-Kanäle zu den Peripherien, die bis zu 90 Gigabyte unterstützen.

Alliant weist darauf hin, daß der FX/2800-Rechner quellkompatibel zu den FX/Series- und Visualization-Series-Modellen ist. Allerdings verweist Harald Meier-Fritsch, Sprecher des Mitbewerbers Convex Computer GmbH, darauf, die Prozessoren der bisherigen Alliant-Rechner emulierten den Motorola-Instruction-Set. Meier-Fritsch: "Die jetzigen Rechner arbeiten mit dem Intel-Prozessor. Damit ist kein einziges Softwareprogramm kompatibel zu den vorherigen Programmen."

Der mit Intel vergangenen Herbst geschaffene PAX-Standard (Parallel Architecture Extended) ermöglicht weitestgehende Softwarekompatibilität auf allen 860-basierenden Systemen.

Durchgängige Anwendung läßt sich verwirklichen

PAX erweitert das für den 860-Prozessor und Unix System V existierende Application Binary Interface (ABI) um die Parallelverarbeitungs- und 3D-Grafik-Technologien von Alliant. Diese Techniken umfassen unter anderem automatische Fortran- und C-Compiler und eine parallele Version des Phigs/Phigs + Grafikstandards. Alliant reklamiert, mit PAX stünde Anwendern die Möglichkeit offen, vom Desktop-Rechner bis zum Supercomputer eine durchgängige Softwareanwendung zu verwirklichen.

Prof. Arndt Bode, Abteilung Rechnertechnik und Organisation am Institut für Informatik an der TU München, der einer der ersten Anwender eines FX/2800-Rechners sein wird, machte allerdings Einschränkungen: "Für Einzelprozessorsysteme kann die Zukunft hier durchaus Kompatibilitätspfade zeigen. Bei Mehrprozessorsystemen kommt es darauf an, wie die Kommunikationsstruktur unter den Programmen gelöst ist. Da kann es schon noch zu Unterschieden kommen." Bode ist zwar der Meinung, daß der 860-Prozessor eine gute Chance habe, sich als Standard-Prozessor zu etablieren und unter diesem Aspekt sieht er auch gute Chancen, daß sich PAX als Standard herauskristallisieren könne. Es gibt aber zu bedenken, daß es wesentlich auf die Akzeptanz der Mitwettbewerber, besonders der Haltung von Big Blue, ankomme: "Wenn die IBM sagt, sie macht etwas anderes als PAX, dann hat dieser Alliant-Intel-Standard keine Zukunft "

Die Rechner kosten in der Entry-Level-Version mit acht Prozessoren etwa 1,2 Millionen Mark, in der höchsten Ausbaustufe etwa 4 Millionen Mark. Verfügbar sind sie ab Anfang des zweiten Quartals 1990. +