Worum Bundestrainer Joachim Löw und sein Team viele Tage und Wochen bis zur Entscheidung intensiv ringen, das erledigt der Computer in einer Hundertstelsekunde mit einem Mausklick des Benutzers. Immer mehr Fußball- und Internetfans spielen die WM in Computer- und Videospielen im eigenen Wohnzimmer.
Der Bolzplatz auf der Wiese, auf der früher jeder Franz Beckenbauer oder Uwe Seeler sein wollte, oder der in Kneipen- Hinterzimmer ewig klappernde Tischkicker sind längst von gestern. Am Computer ist sich jeder selbst der beste Teamchef, Mittelfeldstar oder Torjäger. Und die Technik entwickelte sich längst so schnell wie das Fußballspiel selbst. Gleich ob Playstation, Wii, Xbox oder PC - in der virtuellen Fußballwelt können die Begegnungen immer besser der Realität auf dem grünen Rasen nachempfunden werden.
Vor allem zwei Spiele kämpfen im Genre der Fußballsimulationen schon seit Jahren erbittert und mit immer neuen Verbesserungen um die Marktführerschaft: Die "FIFA"-Reihe von Electronic Arts und "Pro Evolution Soccer" von Konami. Die Qualität ist so fortgeschritten, dass die Fußball-WM in Südafrika fast bis ins letzte Detail am eigenen Schreibtisch nachgespielt werden kann.
Die "Atmosphäre" ist nahezu perfekt. Die Spiele finden im optischen Hintergrund in den Original-Stadien wie Durban oder Johannesburg statt, und aus der Konsole ertönen die offizielle WM- Hymne und die nervenden Vuvuzela-Tröten. Die Gesichter der Spieler sind grafisch derart detailgetreu, dass man sich in einer Live-Übertragung vor dem Fernseher wähnt.
Wie die Hersteller der Panini-Bildchen haben die Computer-Programmierer allerdings ein nicht immer lösbares Problem. Wenn bereits in die virtuelle Netzwelt eingegebene Stars ausfallen, durch Verletzungen oder Entscheidungen der Trainer, sind Pleiten unvermeidlich. So steht auf einer Konsole noch der Leverkusener René Adler im Tor, und im Mittelfeld führt Michael Ballack Regie. Beide schauen sich die WM, wie jeder weiß, im Fernsehen an, oder spielen sie selbst am Computer nach.
Aber bei den echten Computer-Freaks, denen es eigentlich weniger um den Fußball und dessen Stars geht, trübt der ein oder andere fehlende oder fälschlich im Kader stehende Spieler ohnehin nicht den Spielspaß. Und wer nur ein wenig Zeitvertreib sucht und keine hohen Ansprüche hat, wird auch kostenlos im Internet fündig: Bei den Suchmaschinen finden sich unter "Fußball online spielen" unzählige Spielchen und Spielereien, mit der sich die Wartezeit vor dem nächsten realen Match im Fernsehen überbrücken lässt. (dpa/tc)