Mergers and Carve-outs

Fusionen setzen die IT unter Druck

15.10.2009
Von Marc Laszlo

Wie lassen sich strenge Zeitpläne am besten einhalten?

Eine Fusion ist IT-technisch Maßarbeit. Foto: Fotolia/Mipan
Eine Fusion ist IT-technisch Maßarbeit. Foto: Fotolia/Mipan
Foto: Fotolia/Mipan

Ein strukturiertes Framework inklusive Checklisten und Best Practices ist für einen reibungslosen Projektfortgang unverzichtbar. Ein weiterer Handlungsgrundsatz besteht darin, sich auf die Kernaufgaben zu konzentrieren und nicht zu versuchen, alle Randbereiche optimal abzudecken. Nur so lassen sich Komplexität und zeitliche Restriktionen unter einen Hut bringen. Jeder Merger schließt diverse Aktivitäten ein, auf die sich leicht viel Kapazität verwenden lässt, ohne dass dadurch das Gesamtergebnis nachhaltig besser würde. Deshalb muss die Projektleitung einschätzen können, welche IT-Ausfälle sich wie auf die Unternehmensmarken auswirken. Beispielsweise ist das Web-Portal im Gegensatz zum Personalbuchhaltungssystem für eine Bank extrem geschäftskritisch. Ein Personaldienstleister hingegen könnte einen Tag lang keine Vermittlungsarbeit leisten, wenn er nicht in der Lage wäre, Arbeitsaufträge zu buchen.

Generell lassen Commodity-Komponenten wie File-Server, E-Mail, SAP-Datenbanken oder Middleware keinen konkreten Wertbeitrag erwarten. Hier kann systematisch standardisiert und konsolidiert werden. Für wettbewerbsdifferenzierende Funktionen wie CRM- und SCM-Systeme sollten dagegen die Top-down- und die Bottom-up-Anforderungen umfassend durchdacht und umgesetzt werden, um die bestmögliche Systemkonfiguration sicherzustellen.

Inwiefern sind Workarounds in der Transitionsphase erlaubt?

Am Ende einer idealen Designphase existieren spezifische IT-Blueprints mit Schnittstellendefinitionen und Umsetzungsplänen für alle Transformationsprojekte. Die darauf folgende Transitionsphase widmet sich der Realisierung. Wurden in den vorhergehenden Phasen keine signifikanten Fehler gemacht, lässt sich die Umsetzung relativ einfach anhand der vorhandenen Struktur abarbeiten. Vor allem ein Carve-out ist auf diese Weise standardisiert und effizient umzusetzen.

Doch in der Realität ist es aufgrund enger zeitlicher und finanzieller Rahmenbedingungen oft nötig, die funktionale Leistungsfähigkeit der Ziellösungen zu beschneiden. Realisiert werden dann einfachere beziehungsweise billigere Lösungen als "Workaround".

Leider tendieren solche - zunächst als provisorisch gedachten - IT-Systeme dazu, sich zu institutionalisieren; sie werden dann mittelfristig weitergenutzt. Die Verantwortlichen sollten sich jedoch darüber im Klaren sein, dass das Gefahren birgt. Infolge neuer Geschäftsanforderungen müssen irgendwann mit hoher Wahrscheinlichkeit die Nachteile dieser Workarounds kompensiert werden - und verursachen dann möglicherweise hohe Investitionsaufwände. Hier heißt es, die Vor- und Nachteile der Billiglösung nicht nur kurzfristig zu betrachten. (qua)