Gastkommentar

Fusionen helfen auch den Kleinen

05.03.1999
Wolfgang Raum Geschäftsführer BMC Software Deutschland GmbH, Frankfurt am Main

Das Jahr 1998 gilt als Rekordjahr, was Zusammenschlüsse von Firmen betrifft: In der deutschen Wirtschaft waren es knapp 2100, so die Königsteiner Berater M & A International. Das sind 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Autohersteller, Banken und Versicherungen sind in Einkaufslaune, aber auch IT-Branchengrößen: AOL steigt bei Netscape ein, Compaq kauft DEC, Microsoft sichert sich Banyan.

Die Vorteile solcher Allianzen sind klar: breitere Wissensbasis, mehr Investitionskraft, transnationale Kundenansprache. Die Großen erzeugen mit ihren Expansionen allerdings auch Ängste, sie könnten irgendwann zu mächtig sein. Was dabei gerne übersehen wird: Im Zuge solcher Fusionen entstehen immer auch neue Unternehmen. Laut dem Bonner Institut für Mittelstandsforschung gab es trotz "Fusionitis" in den vergangenen zwölf Monaten 112 000 Neugründungen - und zwar vor allem in unserer Branche. Gerade auf dem IT-Markt sieht man, wie neben gigantischen Weltverbänden eine kleine, feine Spezialistenindustrie hervorsprudelt, die den Großen dauerhaft Beine macht. Auch die fusionierten Multis haben sich zu fürchten: Wer beim Kaufen nicht aufpaßt, wer auf bloße Größe setzt und durch mangelnden Innovationsgeist sein Profil verliert, geht unter.

International sind Produkte und IT-Lösungen auf Dauer nur gefragt, wenn sie auch besser sind. Im System-Management werden diese Probleme am deutlichsten: Einem IT-Administrator nützt es zum Beispiel wenig, über riesige Tools zu verfügen, wenn diese nicht auf seine Bedürfnisse heruntergebrochen werden können. Wichtig ist neben Größe eben auch Profil - und zwar sowohl beim IT-Hersteller als auch bei seiner Lösung für den Kunden.