Bertelsmann will Portal-Sites zusammenlegen

Fusion und Börsengang von Lycos und Fireball

01.10.1999
MÜNCHEN (CW) - In New York ließ Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff die Katze aus dem Sack: Der Mediengigant will seine Internet-Portale "Fireball" und "Lycos" zusammenlegen und Anfang 2000 an die Börse bringen.

Während der zum Verlag Gruner + Jahr gehörende Internet-Dienst Fireball ein rein auf Deutschland zugeschnittenes Online-Angebot bereithält, liefert das Portal Lycos Inhalte für 14 Länder. Lycos Europe ist ein Joint-venture zwischen dem deutschen Medienkonzern und Lycos Inc. Bertelsmann und Christoph Mohn halten je 25 Prozent, der amerikanische Partner 50 Prozent der Anteile an Lycos Europe.

Ziel der Zusammenlegung ist eine breitere Marktabdeckung, teilte ein Firmensprecher von Lycos Bertelsmann mit. Fireball verzeichnet etwa 45 Millionen Pageviews im Monat, Lycos kommt gemeinsam mit der Website-Community "Tripod" auf knapp 200 Millionen Seitenabrufe. Weitere Pläne für Fusionen mit Portalen des Bertelsmann-Konzerns, etwa Aol.de, gibt es nach Auskunft des Lycos-Sprechers allerdings nicht.

Über Details der bevorstehenden Zusammenlegung von Lycos und Fireball ließ der Gütersloher Medienkonzern bisher nichts durchsickern. Zur Zeit laufen die Gespräche, in ein bis zwei Wochen sollte sich der Schleier lichten.

Durch den Börsengang der dann fusionierten Portale dürften die Web-Aktivitäten von Bertelsmann eine gewisse Unabhängigkeit von den klassischen Geschäftsfeldern wie Bücher, Zeitungen und Zeitschriften erlangen. Offenbar sieht sich Konzernchef Middelhoff dadurch besser gerüstet gegen seine, wie er es ausdrückt, wirklichen Konkurrenten, wie etwa den Online-Shop Amazon.com. Gemessen am Umsatz belege Bertelsmann Platz drei in der Rangliste der Internet-Player, an erster Stelle stehe der Kooperationspartner America Online, Nummer zwei sei Amazon.com.