Offizielles Statement nach dem Scheitern der Gespräche:

Fusion mit Burroughs paßte Sperry nicht ins Konzept

28.06.1985

MÜNCHEN (cmd) - Erst nach Redaktionsschluß erreichte die Redaktion der COMPUTERWOCHE die offizielle Stellungnahme der Sperry Corp., New York, zur geplatzten Fusion mit der Burroughs Corp. (Siehe CW Nr. 25 vom 21. Juni 1085, Seite 1). Die teils bemerkenswerten Aussagen von Sperry-Pressechef Peter J. Hynes wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten, sprechen sie doch für sich und für die Situation des Unternehmens:

Bisher hat es zwei Unternehmen gegeben, die sich sehr für Sperry interessiert haben ... ITT- und Burroughs. Hierfür gibt es gute Gründe:

- Sperry ist der viertgrößte DV-Anbieter mit Einnahmen von 4,2 Milliarden Dollar.

- Alle Kundeninvestitionen zusammengenommen, sind wir das zweitgrößte DV-Unternehmen der Welt mit einer wachsenden installierten Basis von mehr als 17 Milliarden Dollar.

- Sperry hat entscheidende Fortschritte bei der Stärkung der Finanzstruktur des Konzerns insgesamt gemacht. In den letzten dreieinhalb Jahren wurde von der Gesamtverschuldung mehr als eine Milliarde Dollar abgetragen. Das Geschäftsjahr 1985 haben wir am 31. März erstmals in 25 Jahren ohne inländische (im Originalton: domestic, Anm. d. Red.) Schuldscheine oder kurzfristige inländische Bankverbindlichkeiten abgeschlossen.

- Die einigermaßen aggressiven, aber doch erreichbaren finanziellen Ziele der nächsten Jahre beinhalten ein durchschnittliches Umsatzwachstum von jährlich 15 bis 20 Prozent und eine Mindestrendite von 15 Prozent nach Steuern. Diese Stärke wird von den Finanzmärkten mit höheren Bewertungen und einer breiteren Akzeptanz unserer Aktienangebote anerkannt.

Bei der Prüfung des Burroughs-Vorschlags hatte das Sperry-Management vor allem folgende vier Vorbehalte:

- Der Vorschlag paßte nicht in Sperry's strategische Zielrichtung, die verstärkt in Richtung Telekommunikation, Software und Anwendungen, Mikroprozessoren sowie Industriestandards wie Unix und Kommunikationsfähigkeit geht, um unsere bereits wohletablierte Position auf dem Mainframe-Markt abzurunden.

- Es gab ernsthafte Bedenken von vielen Kunden, die nach den Vorteilen einer solchen Lösung fragten. Darüber hinaus bestanden Zweifel, daß für diese Kunden die Zusicherung, getrennte Burroughs- und Sperry-Produktlinien langfristig weiterzuführen, auch glaubwürdig war. Das Sperry-Management teilt diese Bedenken.

- Obwohl aus der vorgeschlagenen Fusion ein Unternehmen von bemerkenswerter Größe hervorgegangen wäre, hätte dies mehr redundante als ergänzende Produktlinien geschaffen. Eine Rationalisierung dieser Produktlinien hätte notwendigerweise Investitionen in für uns als vordringlich erachtete Bereiche verzögert.

- Selbst für den Fall, daß die Fusion für Sperry von Interesse gewesen wäre, gab es keine Gewißheit, daß dies nach den Anti-Trust-Gesetzen gebilligt worden wäre. Tatsächlich gab es in dieser Hinsicht ernste Probleme.

Diese Einwände vor Augen schien es, als hätte es ernsthafte Schwierigkeiten gegeben, um diese Fusion auch effektiv zu verwirklichen. Unserer Meinung nach spiegeln Aktionen wie die Burroughs-Offerte die Stärke von Sperry wider. Tatsächlich bringt eine Fusion mit Burroughs nichts Wesentliches für die gegenwärtige industrielle Stärke von Sperry oder für das geplante Wachstum. Der Bereich Informations Systems wird sein erfolgreiches Wachstumsprogramm durch interne Expansion und die Partnerschaften in Bereichen von strategischem Interesse fortsetzen.