Zur mobilen Datenübertragung eignet sich derzeit das Telefonnetz, aber:

Funk und Infrarot bleiben als Alternativen

23.07.1982

Durch die hohe Integration der logischen Baugruppen sowie die Miniaturisierung der Speichermedien ist die Technologie der tragbaren Datengeräte sehr weit fortgeschritten. Aus dem tragbaren Taschenrechner, den wir seit zehn Jahren benutzen, wurden mehr oder weniger intelligente Mikrorechner und Miniterminals, die man überall mitnehmen kann. So werden mittlerweile in den verschiedensten Bereichen der Industrieanwendungen mobile Computerterminals eingesetzt, und auch der Beruf des Außendienstmitarbeiters bekommt mit Hilfe des beweglichen Minirechners andere Qualitäten.

Tragbare Terminals werden beispielsweise für die Erfassung von Betriebsdaten für kalkulatorische Zwecke in Handelsbetrieben, für Lagerverwaltung sowie für Bestellwesen in Apotheken und in der Gastronomie eingesetzt. Über eine alphanumerische Mikrotastatur oder Lesestift werden Daten in einen Speicher eingegeben. Einige dieser Geräte können mit unterschiedlichen Programmen entweder durch aufsteckbare Lademodulen geladen oder vom Zentralrechner ferngeladen werden. In jedem Fall ist eine Kommunikationsverbindung zum Rechner vorgesehen, wobei es sich um Stapelübertragung in beiden Richtungen handelt.

Eine weitere Anwendung benutzt tragbare Terminals oder Drucker mit Tastatur für die Eingabe oder Abruf der Texte von oder zu einem Textrechner oder Elektronic-Mail-Box. Mit diesen Geräten wird oft, die betriebsinterne Korrespondenz geführt. Diese Art der Textkommunikation wird ähnlich dem Telex im Simplex-Betrieb mit den Unterschied geführt, daß man zentralgelagerte Informationen von jedem Ort und jederzeit abrufen kann.

Mobil und dialogfähig

Eine Neuheit, die in der letzten Zeit immer mehr in vertriebsorientierten Unternehmen eingeführt wird, ist das tragbare Dialogterminal. Mit diesem Terminal können über Kurzdialog wichtige Informationen aus der Zentrale abgerufen und Bestellungen, Bestätigungen sowie Rechnungen erstellt werden. Weitere Anwendungen für mobile Terminals finden sich in Auskunft- und Informationssystemen der Fahrdienste der Polizei, des Unfalldienstes und der Feuerwehr.

Im Bereich der Industrie- und Fertigungsbetriebe ist der Einsatz bei Steuerung, Erfassung, Qualitätskontrolle und Serviceeinsatzdienste für die neuen ortsunabhängigen Terminals denkbar. Für diese Anwendungsgebiete werden auf dem deutschen Markt neben einigen einheimischen meist amerikanische und japanische Geräte und Systeme angeboten. In letzter Zeit kommen jetzt auch auf den Markt tragbare Minirechner, die frei programmierbar sind und mit integrierten Druckern und Speichereinheiten eine universelle tragbare Datenstation bilden.

Die meisten Hersteller dieser tragbaren Datengeräte bieten dem Anwender die Schnittstellen für Übertragungswege des Fernsprechvermittlungsnetzes über elektro-akustische Koppler.

Andere Übertragungsmöglichkeiten, die jedoch nicht so verbreitet sind, sind das öffentliche Funknetz sowie die Lichtsignalübertragung im nahen Infrarotbereich.

Bei der Übertragung der digitalen Signale über Akustikkoppler müssen anwenderseitig einige Bedingungen berücksichtigt werden. Die übertragungsgeschwindigkeit der Daten über Akustikkoppler ist beschränkt auf 300 beziehungsweise 1200 Bit pro Sekunde, wobei besonders bei der höheren Geschwindigkeit die mögliche, Übertragungszeit eingeschränkt ist. Auch die Qualität der Übertragung ist nicht sehr hoch. Auf Grund der geringen Empfindlichkeit der Mikrofonkapsel liegt die Bitfehlerrate wesentlich höher als bei der Übertragung mit Modems.

Eingeschränkter Datenfunk

Eine andere Art der Datenkommunikation ortsungebundener Endgeräte und die praktisch einzige für fahrbare Datenendeinrichtungen ist die Übertragung per Funk. Ähnlich wie beim Sprechfunk, der Sprachinformation übermittelt, können die digitalen Daten Informationen über Datenfunk übertragen werden. Für kurze und mittlere Entfernungen auf dem Gelände der Industriebetriebe ist ein eingeschränkter Datenfunkbetrieb im Wellenlängenbereich von vier Metern, zwei Metern und siebzig Zentimetern möglich. Tragbare Datenterminals mit Sendeleistung bis zu einem Watt sind dabei einsetzbar. Die stationären Sender können bis zu sechs Watt Sendeleistung abstrahlen. Durch geeignete Antennenkonfiguration können so Entfernungen von mehreren Kilometern überbrückt werden.

Eine Datenkommunikation für mobile Endgeräte über Funkfernsprechdienst (Autofunk) auf dem B-Band ist aus Gründen der Kanalkapazität sowie wegen der hohen Gebühren sicher nicht die rationellste. Dieses Funknetz ist jedoch flächendeckend in Deutschland, Österreich und Holland ausgebaut und würde sich technisch durchaus als Lösung für Datenübertragung anbieten. Nach Auskunft vom FTZ arbeitet man an einer Schnittstelle für Zusatzeinrichtungen für das B-Band, die auch Datenübertragung erlauben wird.

Im Bereich des Satellitenfunks bestehen sicher in Zukunft Möglichkeiten für bewegliche Datenkommunikation, besonders nach Einführung des DBSS (Direct Broadcast Satellite Services). Die große Bandbreite sowie die flächendeckende Signalabstrahlung ist gut geeignet, Daten, Sprache und Bilder gleichzeitig zu übertragen und so vielleicht die technische Basis für mobile Informationsstationen zu bilden. Interessante Projekte aus den USA, England und Japan über WAN (Wide Area Networks), WBVC (Wide Band Video Conferencing), DST (Direct Satellite Terminals) auf der Basis der Satellitentechnik lassen auf diesem Gebiet erweiterte Anwendungsmöglichkeiten erhoffen.

Ein weiteres Übertragungsmedium für nicht ortsfeste Datenendgeräte ist das Licht, speziell das infrarote Licht. Das für die Informationsübertragung geeignete Nahe-IR-Spektrum verfügt über eine 200 000mal größere Bandbreite als alle Funkkanäle zwischen Langwelle- und UHF-Fernsehen zusammen. Aus diesem Grund hat die Übertragung über dieses Medium mit Hilfe der Glasfaser in letzter Zeit großen Aufschwung erfahren. Schon länger bekannt ist die Möglichkeit der Informationsvermittlung mit IR-Wellen ohne Glaskabel auf kurze Entfernungen.

Technische Verbesserungen des Übertragungsverfahrens vergrößerten die Entfernungen auf 50 bis 250 Meter und erhöhten die Übertragungsqualität wesentlich, so daß Daten mit einer Geschwindigkeit von 2400 Bit pro Sekunde drahtlos übertragen werden können.

Diese Technik scheint sich sogar hierzulande in einigen interessanten Projekten zu bewähren. Die Frankfurter Firma (CHS) beispielsweise entwickelte ein IR-Kommunikationssystem für tragbare Miniterminals. Diese Terminals werden in einem Polling-Verfahren online über besondere IR-Transceiver und Controller an den zentralen Rechner angeschlossen.

Erst 1985 wirtschaftlich

Die Wirtschaftlichkeit der Datenübertragung bei beweglichen Datenstationen ist ein wichtiger Faktor bei der Wahl des geeigneten Übertragungsmediums. Durch die ziemlich begrenzte Anwendbarkeit der Funk- und IR-Übertragungsstrecken ist die Auswahl gegenwärtig nicht sehr groß. Das Fernsprechnetz, im Nahbereich auch innerhalb der Dateidienste eine interessante Variante, ist auch für nicht ortsfeste Endgeräte günstig. Im Bereich der öffentlichen Funknetze kann man erst ab 1985 mit wirtschaftlichen Lösungen rechnen. Dafür sind im Nahbereich und im lokalen Bereich einige Kommunikationswege über Datenfunk und IR interessante Alternativen.

Die Miniaturisierung der Rechner, die Tendenz zur Verteilung der Intelligenz und Datenbasen sowie die Kommunikationstechnologien über Satellit oder Licht lassen uns für die Zukunft noch einige Lösungen erwarten.

*Josef Zika ist Senior-EDV-Spezialist der Computer Sciences International.