Full house mit Aktionären:Poker bei Hermes und Olivetti

22.05.1981

YVERDON (sg) - Die Generalversammlung der Aktionäre der Hermes Precisa International (HPI) hat der von langer Hand vorbereiteten Übernahme der Gesellschaft durch Olivetti ihre Zustimmung verweigert. Die Ablehnung fiel denkbar knapp aus; statt der benötigten Stimmen von 20 Millionen Franken des Aktienkapitals wurden nur 19 738 400 Franken der Ja-Stimmen gezählt (vergleiche CW 13/81).

Carlo de Benedetti, Generaldirektor der Olivetti, zeigte sich von diesem Ergebnis verständlicherweise kaum begeistert. Er ist nicht bereit, den HPI-Aktionären für den geplanten Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung von 51 Prozent an der Hermes neue Vorschläge zu unterbreiten. Denn seiner Meinung nach "hat die Hermes in dieser Größe keine Zukunft", weshalb für ihn klar sei, daß Hermes, wenn nicht jetzt, dann später unter die Fittiche der Olivetti kommt.

Aus Aktionärskreisen wird Kritik vor allem daran geübt, daß Olivetti durch den Handel, in dem ja zunächst die Hermes die Vertriebsgesellschaft der Olivetti in der Schweiz für 22 Millionen Franken zu übernehmen hätte und dann wieder die Olivetti-Muttergesellschaft 60 000 Namensaktien für 21 Millionen Franken der Hermes erwerben würde, daß durch diesen Handel der italienische Computer- und Büromaschinenriese zu billig zu seiner Aktienmehrheit gelangen könnte. Auch schwingt die Angst mit, bei Einstieg von Olivetti ins Geschäft der Hermes könnten Arbeitsplätze verlorengehen.

Olivetti wartet nun auf neue Vorschläge von HPI, aber, und das ist nicht neu in diesem Poker, es sollen sich bereits andere Interessenten, diesmal aus Frankreich, gemeldet haben. Demnach scheint alles wieder offen.