Spätestens seit die Amdahl Corp. vor einigen Wochen bekannt gegeben hat, sich aus dem Mainframe-Geschäft zurückziehen zu wollen, vermuten Insider, dass damit das Aus des renommierten Herstellers besiegelt sei. Diese Meinung wird jetzt durch die Ankündigung gestützt, dass die Fujitsu Ltd., 100-prozentige Eigentümerin von Amdahl, in den USA ein eigenes Unternehmen gegründet hat, das Unix- und PC-Server vermarkten soll.
Die neue Company - Fujitsu Technology Solutions (FTS) - hat nicht nur ihre Büroräume im gleichen Haus wie Amdahl. Auch einige Topmanager wechselten vom Mainframe-Anbieter zu FTS: Steve Weller, bislang Vice President von Amdahls Technology Division, soll als Chief Operating Officer die neue Company führen. Carol Stone zeichnet für das Server-Marketing von FTS verantwortlich, die gleiche Position hatte sie zuvor bei Amdahl inne.
Konfliktpotenzial vorgegebenDer ehemalige Großrechnerhersteller hatte im Sommer bereits das Geschäft mit den UTS-Unix-Rechnern an die Parallax Capital Partners LLC verkauft, so dass der Company nur mehr Suns Sparc-Maschinen im Produktportfolio verblieben. Allerdings entwickelt Fujitsu mit den "Primepower"-Servern seit langem eigene Alternativen, die auf Basis der "Hal"-Prozessoren gebaut sind. Hal Computers gehört ebenfalls zum Fujitsu-Konglomerat. Die Primepower-Rechner, die in Deutschland von Fujitsu-Siemens verkauft werden, laufen unter Solaris und sind kompatibel zu den Sparc-Servern von Sun Microsystems.
Wie der englische Branchendienst "Computerwire" vermutet, könnte Amdahl in den USA ermuntert werden, neben den originalen Sun-Maschinen ebenfalls Primepower-Server anzubieten oder sogar Kundenanfragen an die Schwesterfirma weiterzuleiten. Robert Pomeroy, Pressesprecher in der Tokioter Konzernzentrale von Fujitsu, bestätigt, dass in den USA von beiden Firmen Solaris-Rechner angeboten werden sollen, auch wenn man sich gegenseitig Konkurrenz macht. "Wir sehen das aber als starke Bekräftigung der Solaris-Linie als Plattform der Zukunft."
In Deutschland konkurriert Fujitsu über Amdahl und Fujitsu-Siemens ebenfalls im Markt für Solaris-Server. Nach Angaben von Wolfgang Bertol, bei Amdahl in Deutschland verantwortlich für Marketing Communication, ist die Vertriebsstrategie bei seinem Unternehmen aber eindeutig: "Im Bereich der offenen Systeme bieten wir Primepower-Maschinen an, im Projektgeschäft Sun-Server." Amdahl sei Suns bester Vertriebskanal und hat laut Bertol mehr Rechner verkauft als Sun selbst.
Das Geschäft mit Upgrades bestehender Mainframe-Installationen läuft noch bis 2002. Danach sollen Serviceleistungen in diesem Bereich für weitere fünf Jahre Geld in die Kassen spülen. Allerdings kann sich der Amdahl-Manager vorstellen, dass im Bereich Open Systems in Zukunft enger mit Fujitsu-Siemens zusammengearbeitet wird. Die Münchner dürften im Übrigen von der neuen US-Schwester profitieren: Die dort verkauften NT-Server aus der "Primergy"-Linie stammen aus heimischer Fertigung.