STC sucht seit Monaten Partner für Tochter

Fujitsu signalisiert Interesse an ICL/STC

13.07.1990

MÜNCHEN (CW) - Englands Computerhersteller ICL scheint einem potentiellen Teilhaber wieder nähergekommen zu sein. Wie dem von der britischen Niederlassung des US-Marktforschungs-Unternehmens Frost & Sullivan herausgegebenen "IBM and its Competitors Report" zu entnehmen ist, soll die japanische Fujitsu signalisiert haben, sich an der STC-Tochter beteiligen zu wollen.

ICL und Fujitsu verbindet bereits seit geraumer Zeit eine enge Zusammenarbeit. So liefern die Japaner von Beginn an die Halbleiter-Technologie für ICLs Großrechnersystem 39. Im April hat der britische Computerhersteller die High-end-Modelle 39 SX angekündigt. Die gesamte Produktlinie macht auf dem Heimmarkt rund 50 Prozent des ICL-Umsatzes aus.

Angetan von einem britisch-japanischen Bündnis soll auch die ICL-Muttergesellschaft, der Mischkonzern STC, sein. Seit langem auf der Suche nach einem Partner für die finanziell angeschlagene Computertochter, erhielten die Briten einen Korb nach dem anderen. Bull und Siemens holten sich Zenith Data Systems beziehungsweise Nixdorf an Bord, Olivetti und Philips müssen zunächst Ordnung im eigenen Lager schaffen, bevor sie über Beteiligungen nachdenken können.

Eine Verbindung mit der finanzkräftigen Fujitsu würde nach Ansicht des STC-Top-Managements vor allem eine Reduzierung der Forschungs- und Entwicklungskosten bewirken. Beim Vertrieb hingegen seien keine zusätzlichen Impulse zu erwarten.

Für Fujitsu wiederum ist ein europäischer Partner in der Informationstechnologie mit Blick auf den Binnenmarkt von entscheidender Bedeutung. Der Großrechner-Deal mit Siemens ist ausgereizt, und die Japaner suchen jetzt nach Wegen, ihre Mainframes direkt auf dem europäischen Markt anbieten zu können.