Fujitsu-Größtrechner als Topmodelle 7.890 und 7.892 angekündigt:Siemens Flaggschiffe mit VM370-Pendant

04.12.1981

MÜNCHEN (CW) - Mit den Fujitsu-Großrechnern 7.890 und 7.892 baut die angeschlagene Siemens AG Ihr System 7.800 nach oben aus (CW Nr. 47/81, S.1). Das jetzt größte Modell 7.892 hat nach Angaben des Münchner Elektrokonzerns gegenüber der kleinsten Fujitsu-Maschine, Modell 7.865-2, die 15fache Leistung. Interessant für Systemsoftware-Umsteiger: Unter "Advanced Virtual Machine" (AVM), vergleichbar mit IBMs Supertool VM/370 (Virtual Machine/370), können mehrere Betriebssysteme gleichzeitig arbeiten.

Alle Modelle der 7.800-Familie arbeiten sowohl mit dem Betriebssystem BS3000 als auch unter MVS, VM/370 und VS1. Die neuen Rechner 7.890/92 können Siemens zufolge außerdem mit den IBM-Betriebssystemen MVS/SP1 und 2 sowie VM/SP Release 2 betrieben werden.

Die Leistung des Monoprozessors 7.890 liegt nach Siemens-Angaben maximal um das 2,5fache über der des Modells 7.880-2, dem bisher größten Monorechner des 7.800-Systems. Die Hauptspeicherkapazität reicht von 16 bis 64 MB. Das Multiprozessor-Modell 7.892 bietet laut Siemens ebenfalls maximal die 2,5fache Leistung des bisher größten Multiprozessor-Modells 7.882-2. Die Hauptspeicherkapazität läßt sich von 32 bis 128 MB ausbauen. Beide Modelle können mit maximal 64 Kanälen ausgerüstet werden bei einer Gesamtdurchsatzrate von höchstens 96 MB pro Sekunde.

Der Programmdurchsatz der neuen Modelle wird nach Siemens-Angaben durch die dreistufige Speicherhierarchie - Hauptrechner, globaler und lokaler Pufferspeicher - erreicht. Eine Sprungbefehl-Steuerung verbessere die Pipeline-Steuerung. Verteilte Mikroprogramme für Befehlsausführungssteuerung und Steuerung von arithmetischen Operationen bewirkten kurze Zugriffszeiten zu den Mikroprogrammspeichern.

Die LSI-Technik in den neuen Modellen umfaßt Logikbausteine mit einer Gatterlaufzeit von 350 Pikosekunden, ferner Speicherbausteine für die lokalen Puffer mit einer Zugriffszeit von 5,5 Nanosekunden und für die globalen Puffer mit 16 Nanosekunden Zugriffszeit. Der Hauptspeicher besteht aus 64-KBit-Chips. Die in den Chips entstehende Wärme leiten aufgesetzte Kühltürmchen ab.

Die aktuelle Version des Betriebssystems BS3000 (BS3000 E40) wird nach Angaben des Münchner Unternehmens um einige Funktionen erweitert. So lasse sich mit der Adressierungsmöglichkeit von 2 Gigabyte realem Speicher der gesamte Hauptspeicher jetzt auch für normalen Seitenwechsel benutzen.

Er könne den ausführbaren Code enthalten sowie die Puffer- und Kontrollblöcke für Ein-/Ausgabeoperationen und Datenfelder des Benutzers. Bis auf wenige Ausnahmen stehe der erweiterte Speicher allen Adreßräumen zur Verfügung. Durch die stärkere Parametrisierung des ebenfalls erweiterten System Decision Manager (SDM) ließen sich Systeme mit hoher Last besser optimieren.

Eine höhere Produktivität in der Bedienung eines 7.800-Systems wird Siemens zufolge mit den Advanced Operating-Facility- beziehungsweise Operation-Procedure-Facility-Prozeduren (AOF/OPF) erreicht.

Mit der neuen Job Entry System/ Network Job Entry-(JES/NJE-)Komponente lasse sich im BS3000 ein Rechnernetz mit bis zu 99 Knoten (BSC-, SDLC- oder CTC-Verbindung) bedienen. Zusätzlicher Softwareschutz für Plattendateien vor simultanen Änderungen durch mehrere Systeme werde mit dem Softwareprodukt DSISD (Dataset Integrity for Shared DASD) erreicht. Der Liefertermin für diese Erweiterungen des BS3000 sei Juli 1982.

Das neue Softwareprodukt "Advanced Virtual Machine" (AVM) bietet nach Siemens-Angaben den 7.800-Anwendern die Möglichkeit, mehrere Betriebssysteme gleichzeitig auf einem Rechner einzusetzen. Insbesondere erlaube AVM den Anwendern, die derzeit mit einem IBM-Betriebssystem auf einer 7.800 arbeiten, den schrittweisen Übergang das BS3000. Dabei werde das bisherige Betriebssystem parallel mit dem BS3000 unter AVM betrieben. Zusammen mit dem BS3000 können die Betriebssysteme VM/370, DOS/VS, VS1 und MVS bedient werden.

In der Grundkonfiguration wird eine 7.890 mit 16 MB Hauptspeicher und 16 Kanälen rund 8,1 Millionen Mark kosten. Das Modell 7.892 gibt es mit 32 MB und 32 Kanälen für 15 Millionen Mark. Um bis zu 20 Prozent senkt Siemens die Preise für die 7.875-2/80-2/81-2.

Die ersten Rechner des Systems 7.890 sollen im Frühjahr 1983 geliefert werden. Bis heute haben die Münchner 55 Japan-Jumbos verkauft, davon 14 außerhalb der Bundesrepublik.