Cloud Computing

Fujitsu attackiert Amazon und IBM

11.05.2009
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Fujitsu gegen Amazon und IBM

CW: Fujitsu ist bei weitem nicht das einzige Unternehmen, das mit Infrastructure as a Service Geld verdienen will. Andere Anbieter wie der Cloud-Pionier Amazon oder auch IBM positionieren sich ebenfalls in diesem Markt. Was unterscheidet Ihr Angebot von dem der Konkurrenten?

Reger: Die klassischen IT-Hersteller sind in Sachen Cloud Computing ja eher Nachzügler. Wir bei Fujitsu haben erkannt, dass wir uns klare Ziele setzen und eindeutige Kompetenzbereiche abstecken müssen. Wir gehen also nicht wie IBM vor und offerieren nebenbei auch Software as a Service. Unsere traditionellen Stärken befähigen uns, im Bereich Infrastruktur als Player aufzutreten. Zweitens: Wir wollen nicht einfach Dienste anbieten, sondern die verschiedenen Schichten der Dynamic Infrastructures, wie wir sie nennen, so gestalten, dass sie ineinander greifen. Dafür braucht man Produktkompetenz. An diesem Punkt unterscheiden wir uns etwa von Amazon und einer ganzen Reihe anderer Cloud-Anbieter.

CW: Wozu brauchen Sie Produktkompetenz, wenn Sie, wie viele andere Dienstleister, etwa Standard-Server von Dell kaufen können, um die Rechenleistung als Service anzubieten?

Reger: Weil es mitnichten so ist, dass es bei Produkten wie Standard-Server keine Differenzierung mehr gibt. Im Server selbst mag das zutreffen. Aber dieser Server kommt vielleicht in ein Rack, und hier fangen die Unterschiede schon an. Das Rack muss beispielsweise gekühlt werden; der gesamte Energieverbrauch spielt eine immer wichtigere Rolle und zwar nicht nur bezogen auf die Systemplatine. Es geht weiter mit dem Rechenzentrumskonzept. Auch das Data Center muss gekühlt und mit Energie versorgt werden. Hier liegen Differenzierungspotenziale, auf die wir setzen. Wir sagen also: In sehr großen Cloud-Installationen ist das Serverdesign eine einfache Sache. Wichtig ist das Drumherum. Hinzu kommt natürlich die Software, die das Ganze auf RZ-Ebene steuert und kontrolliert. Hier spielen auch Techniken für die Virtualisierung eine entscheidende Rolle.

CW: Die Unternehmensberatung McKinsey kritisiert in einer aktuellen Studie den Hype um Cloud Computing. Für Großanwender sei das Modell schlicht zu teuer. Sie könnten mit einer optimierten internen IT mindestens ebenso große Effekte erzielen. Was sagen Sie dazu?

Reger: Man muss unterscheiden: Reden wir über Großunternehmen oder über kleine und mittlere Betriebe? Für Letzteres ist Cloud Computing etwa in Form von Software as a Service (SaaS) unbestritten eine sinnvolle Option. Große Organisationen dagegen können den von den Anbietern versprochenen Verbesserungen auch mit ihrer internen IT ziemlich nahe kommen, wenn sie den Cloud-Computing-Stil anwenden.

CW: Was genau meinen Sie mit Cloud-Computing-Stil?

Reger: Er beinhaltet zunächst eine vollständige Virtualisierung der Physik, um eine bessere Auslastung der Systeme zu erreichen. Daraus ergeben sich die größten Effekte zur Effizienzsteigerung. Diese Betrachtung ist aber nur die halbe Wahrheit, weil dabei lediglich die Anschaffungskosten der IT-Systeme betrachtet werden. Der zweite Hebel des Cloud-Computing-Stils betrifft die operativen Kosten des IT-Betriebs. Das beinhaltet nicht nur die Virtualisierung einzelner Komponenten sondern des gesamten Data Center. Hinzu kommt die optimierte Verwaltung und Zuordnung der Ressourcen. Letztere Aspekte können unterm Strich sogar größere Effizienzeffekte haben als etwa die reine Server-Virtualisierung. Last, but not least müssen die Dienste auch intern nach Cloud-Computing-Methoden abgerechnet werden. Das bedeutet konkret: Es gibt keine Umlagen mehr sondern eine Bezahlung, die sich nach der tatsächlichen Nutzung richtet. Ein weiteres Kriterium des Cloud-Stils ist die Schnelligkeit, mit der IT-Ressourcen bereitgestellt werden. In etlichen Unternehmen dauert es Tage, bis sich eine Idee aus den Fachabteilungen technisch umsetzen lässt. Wenn ein Cloud-Provider dafür eine Stunde braucht, ist er schon ein schlechter Anbieter. Eigentlich erwarten die Kunden, dass die Dienste in zehn Minuten bereitstehen.